Kategorie: Balanced Leadership

  • Druck ablassen – Warum jetzt?

    Druck ablassen – Warum jetzt?

    Seit drei Jahren gibt eine Krise der anderen die Klinke in die Hand. Viele Menschen leben dadurch in einer Daueranspannung. Erstes Gebot ist jetzt: Druck ablassen!

    Daueralarmierung

    Was wir seit gut drei Jahren erleben, ist eine Aneinanderreihung von Krisen, die kaum überschaubar sind. Teilweise überlappen sie sich: Pandemie, Klimakrise, Krieg in Europa, Energiekrise, Finanzkrise. Dabei ist die mediale Berichterstattung geprägt von Berichten über das, was tatsächlich passiert, aber auch von Einschätzungen und Befürchtungen, was passieren könnte. Hinzu kommt, dass man als Einzelperson nur begrenzt zur Lösung der Krisen beitragen kann. Es gibt keinen individuellen Masterplan, der die jeweilige Krise durch mein persönliches Verhalten zu einem vorhersehbaren Zeitpunkt beenden kann und wird. Viele Menschen erleben eine Hilflosigkeit angesichts dieser Situation und geraten dadurch in eine Daueranspannung, die sie bemerken oder auch nicht.

    Die Rolle des vegetativen Nervensystems

    Krisen und Hilflosigkeit führen dazu, dass wir die Situation als feindselig empfinden, in der wir uns befinden. Dadurch wird das vegetative Nervensystem in einen Alarmzustand versetzt. Das ist der Zustand, in dem wir kampf- oder fluchtbereit sind, im schlimmsten Fall in eine Art Todesstarre versetzt werden. Das vegetative Nervensystem arbeitet autonom. Das bedeutet, es ist von unserem Verstand abgekoppelt. Auch wenn wir vielleicht nicht direkt von einer Krise betroffen sind, wirkt sich die Nachricht über eine Krise oder die Befürchtung, dass eine Krise uns betreffen könnte, alarmierend aus. So funktionieren Filme. Natürlich weiß unser Verstand, dass es sich nur um Fiktion handelt. Dennoch spannen wir unsere Muskulatur kampfbereit an, bekommen eine Gänsehaut, wenn wir einen Horrorfilm sehen. Das vegetative oder autonome Nervensystem übernimmt das Steuer. Wir sind unter Druck.

    „Unter Druck“ – was bedeutet das?

    Im Kampf- oder Fluchtmodus ist die Muskulatur angespannt, die wir für beide Aktionen benötigen würden. Die Schultern sind hochgezogen, die Fäuste geballt, die Beine sprungbereit, der Körper gebeugt, um die lebenswichtigen Organe zu schützen. Herz und Kreislauf sind aktiviert. Die Wahrnehmung ist fokussiert auf die Bedrohung. Verstand, Intelligenz, kognitive und kreative Fähigkeiten sind unterdrückt. Wir sind gleichsam mit Scheuklappen unterwegs.

    Im sozialen Miteinander sind wir in diesem Zustand gereizt, beschleunigt, aggressiv. Wir fallen in archaische Muster zurück. Im Alltag lässt sich dies gerade sehr gut beobachten. Dabei halten wir uns zunächst in der Selbstwahrnehmung für besonders agil, umtriebig, als sei der Knoten geplatzt. Dies ist eine Illusion. „Unter Druck“ verlieren wir mehr und mehr den Kontakt zu uns selbst. Wir spüren unseren Körper nicht mehr, nur noch, wenn er sich energisch zu Wort meldet. Im Kampf- oder Fluchtmodus wäre es auch hinderlich, kleinere Verletzungen zu spüren. In archaischen Situationen ist dies durchaus erwünscht, weil es das Überleben sichert. Hält dieser Zustand jedoch nur lange genug an, erschöpfen sich unsere Ressourcen. Unsere Energie schwindet, wir ziehen uns zurück, vermeiden Hobbies und Geselligkeit und gute Gewohnheiten, wie Meditation, immer mehr und verlieren dadurch alles, was uns noch stärken könnte. Dies ist der Eintritt in eine unheilsame Abwärtsspirale.

    Druck ablassen

    In der Meditation, besonders in der Haltung des Zazen, wird der Kontakt zu unserem Körper wieder hergestellt. Erst im Anhalten wird der Raum frei, unsere Anspannung wahrzunehmen. Wir spüren den Druck in uns, wie verbeult oder verkantet wir in der Meditation sitzen. Nur was wir wahrnehmen und annehmen, können wir auch loslassen. Erst durch das Loslassen öffnet sich die Tür zu den Teilen des vegetativen Nervensystems, die der Daueralarmierung entgegen wirken und die Regeneration anstoßen. Dies gelingt noch einmal besser, wenn die Meditation, insbesondere das Zazen, durch eine individuell angepasste Übung verfeinert wurde. Der eine Teil der Alarmierung wird ja durch externe Faktoren ausgelöst, der andere Teil durch unsere individuellen Reaktionsmuster. Erst wenn wir unseren individuellen Anteil am Geschehen mit berücksichtigen, erlangen wir die Fähigkeit zum Druckablassen, das Druckventil zu öffnen.

    Wenn sich das Druckventil nicht öffnet

    Auch auf dem Zen-Weg Erfahrene kennen es, dass sie Zazen praktizieren, aber das Druckventil klemmt. Zwar kommt immer noch etwas Energie rein, die Unruhe schwindet ein wenig, aber so richtig rund läuft es nicht mehr. In einer mehrjährigen komplexen Krisensituation und Daueralarmierung können die Kompensationsmöglichkeiten und die Fähigkeiten zur Selbststeuerung ermüden. Jetzt einfach so die Dosis des Zazen zu erhöhen, ist nicht geeignet, das Druckventil wieder zu öffnen. Das macht alles nur schlimmer. Jetzt braucht es eine leichte Korrektur der Übung.

    Eine Übung zu erlernen oder zu korrigieren geht besonders gut auf einem Zen-Seminar. Besonders in der Daueralarmierung ist es häufig notwendig, erst einmal Druck herauszunehmen, um die Fähigkeit zur Meditation wieder herzustellen. Dann öffnet sich das Druckventil wieder geschmeidig und der Weg wird frei. Unsere Fähigkeiten zur Regeneration erwachen wieder. Wir werfen die Scheuklappen fort und sehen wieder Lösungen, die wir zuvor gar nicht mehr wahrgenommen haben.

    Termine: https://www.zen-leadership.training/zen-leadership-way/stressbalance-und-vitale-energie/

    Beitrag von Dr. med. Michael Neuber

  • Freude ist der Motor

    Freude ist der Motor

    Lebensfreude als Leadership-Skill der Zukunft

    Die Arbeitswelt von heute erfährt einen noch nie dagewesenen Wandel – nicht mehr das Gehalt, sondern die Lebenfreude steht im Mittelpunkt. Freude ist der Motor!

    Die Motive eines Arbeitnehmers für ein Unternehmen zu arbeiten, sind andere als vor 10 Jahren. So rangiert „ein hohes Gehalt“ schon lange nicht mehr unter den Top 3 Beweggründen einen Job anzunehmen oder zu behalten. Werte wie „ein gutes Arbeitsklima“ oder „flexible Arbeitszeiten“ stehen im Vordergrund. Die Frage, die sich ein Arbeitnehmer heute stellt ist: „Macht es mir Spaß hier zu arbeiten? Erfüllt mich das mit Lebensfreude?“ Dies entspricht auch den Gedanken des New Work. Genau drückt es Hinnerk Polenskis Schüler und New Work Experte Christoph Magnussen aus: „Es geht um eine Arbeit, die Dich stärker macht statt schwächer.“ Er lehnt sich hier an die Definition von Frithjof Bergmann an, dem Begründer der New Work Bewegung. Es geht um die Lust am Arbeiten oder ganz generell: um die Lust am Leben.

    Epikur definiert Lebensfreude als wichtigsten Motivator

    Lebensfreude war das zentrale Thema des griechischen Philosophen Epikur. Seine These: Jeder Mensch strebt in allererste Linie nach Lebensfreude.“ Der Psychiater Dr. Manfred Stelzig geht noch weiter. Er bezeichnet Lebensfreude als „ein gesundes Programm, das in jedem von uns angelegt ist.“ Wir kommen also auch als Führungskraft nicht darum herum, uns mit dieser Thematik zu beschäftigen. Denn Lebenslust hat die stärkste Motivationskraft für außergewöhnliche Leistungen. Dies lässt sich auch biologisch leicht begründen.

    Dopamin als Treiber für Höchstleistungen

    Es ist vor allem das Hormon Dopamin, das uns in eine außergewöhnliche Leistungsbereitschaft versetzt. Wir schütten es aus, wenn wir ein Objekt der Begierde entdecken oder daran denken. Das können die schönen Schuhe im Schaufenster, die Trauminsel im Urlaubsprospekt oder eben ein besonders spannendes berufliches Projekt sein. Wie wichtig es als Führungskraft ist, die Attraktivität desselben in den Vordergrund zu rücken, wusste schon Antoine de Saint-Exupéry mit seinem Apell: „Wenn du ein Schiff bauen willst, dann trommle nicht die Männer zusammen, um Holz zu beschaffen, Aufgaben zu vergeben und die Arbeit einzuteilen, sondern lehre die Männer die Sehnsucht nach dem weiten, endlosen Meer.“ Je höher die Wahrscheinlichkeit ist, dass der erwünschte Erfolg auch eintritt, desto höher die Dopaminausschüttung. Eine Möglichkeit diesen Effekt und damit die Lebensfreude zu erhöhen, ist die Kultivierung von Neugier.

    Freude ist der Motor

    Neugier kultivieren

    Neugier wird geweckt, wenn wir eine Wissenslücke bemerken und den Drang verspüren diese zu schließen. Wir kennen das von einem spannenden Krimi. Die Dopaminausschüttung erfolgt schon vor der Lösung des Rätsels, quasi als eine Art Vorfreude. Ist das Rätsel gelöst, der Täter identifiziert, „belohnt“ uns der Körper nochmal mit einer Extraportion Dopamin. Für die Führungskraft, aber auch für Eltern oder Lehrer gilt daher: Wecken Sie den Forscherdrang ihrer Mitarbeiter oder Schüler, um sie für das Projekt zu motivieren!

    Neugier kann man üben und kultivieren. Indem man sich für Dinge und Menschen interessiert. Oder indem man öfters einmal Neuland betritt. Das kann eine neue Speise, eine neue Sportart oder eben ein neues Projekt sein. Auch in der Meditation ist hin und wieder die Neugier darauf „was passiert“ oder „was es in mir zu entdecken gibt“, die treibende Kraft, um die Meditationspraxis aufrecht zu erhalten oder zu vertiefen.

    Lebensfreude ist der Motor

    Doch Dopamin ist nicht das einzige Hormon, das dabei hilft, Lebensfreude zu verspüren. Das „Glückshormon“ Serotonin oder das „Kuschelhormon“ Oxytocin zählen ebenfalls dazu. Letzteres schütten wir aus, wenn wir uns im Kreise uns positiv gestimmter Menschen bewegen. Es hilft dabei den Cortisol-Spiegel zu senken und ist daher ein wichtiger Player im persönlichen Anti-Stress-Management. Im beruflichen Kontext sind es die zwanglosen Gespräche in der Tee-Küche oder das freundschaftliche Geplänkel zu Beginn eines Meetings. In diesem Zusammenhang wird deutlich, warum der Tischtennistisch im Office eben doch seine Berechtigung hat. Auch gemeinsam Sport zu betreiben, zu muszieren oder zu meditieren sind Garanten für eine Oxytocinausschüttung.

    Dabei steigt nicht nur das Selbstvertrauen, sondern sprichwörtlich die gute Laune und die ist Dank Spiegelneuronen bekanntlich ansteckend. Als Führungskraft kann man hier mit gutem Beispiel vorausgehen und seine Mitarbeiter öfters mit einem Lachen begrüßen. Das machen wir sowieso viel zu wenig. Ein Erwachsener lacht im Schnitt 15mal, ein Kind 400mal pro Tag.

    Wie schön, dass das Daishin Zen-Kloster ein Ort ist, an dem das Motto „Freude ist der Motor“ täglich gelebt wird und damit einen wunderbaren Nährboden für Weiterentwicklung ist.

     

    Blogbeitrag von Conny Hörl, Zen Leadership Trainerin und Unternehmerin

     

    Tipp:
    Mehr interessante Ideen zu Balance, Neugier und Lebensfreude finden sich im Buch „In Balance“ von Zen Leadership Trainerin Conny Hörl.

     

     

  • Soft front – strong back: Der Königsweg der Führung

    Soft front – strong back: Der Königsweg der Führung

    „Soft front – strong back“ bedeutet, offen für alle Impulse und Ideen zu sein. So gelingt es Führungskräften, nicht vorschnell zu reagieren.

    Wer führt, kennt Situationen, die einer raschen Entscheidung bedürfen. Kritische Situationen, wie in der Klinik ein Notfalleingriff, eine Reanimation. Der Pilot der in Sekundenschnelle entscheiden muss. In solchen absoluten Notfallsituationen braucht es Klarheit, Mut, Einsatzwillen, Wissen und eine klare Order an die Menschen, die in der Situation unterstützen.

    Bequeme Verschwendung von Potential

    Wenn wir ehrlich sind, fallen die meisten Entscheidungen und Gespräche, die wir führen nicht in diese Kategorie. Manchmal ist es als Führungskraft einfach bequemer, eine klare Ansage zu machen, das muss auch nicht falsch sein. Leider verliert man so viel Kraft und die Mitarbeiter werden keineswegs selbstständiger. Das Potential an frischen Ideen und innovativen Ansätzen versiegt, wenn immer der Hammer der allwissenden Führungskraft den Weg durch die Wand schlägt.

    Das Konzept soft front – strong back, kommt aus dem Gesundheitswesen und der Sozialarbeit. Es bedeutet, dass man offen für alle Impulse und alle Ideen ist, auch wenn man erst einmal nicht erkennen kann, wohin sich eine Situation entwickeln wird. Im Zen entspricht dies der Grundhaltung von open awareness, der Offenheit für alles was ist. Auch wenn es eine vermeintliche Katastrophe sein mag. Jon Kabat Zinn hat dies in seinem Buch: „living the full catastrophe“ genannt.

    Innere Stärke als Basis

    Das klingt zunächst wenig einladend. Nach viel Anstrengung mit unsicherem Ausgang. Und es bedarf tatsächlich großer inneren Stärke und Gelassenheit, um sich auf dieses Experiment einzulassen. Eine innere Stärke die auch vielen weichgespülten New Work und Agilitätsansätzen guttäte.
    Die körperbetonte Erdung im Zen, mit ihrem Fokus auf dem Unterbauch, dem Hara, bildet hierfür die notwendige Voraussetzung.

    Durch die regelmäßige Übung des Zazens gelingt es auch in kritischen Situationen, gelassen zu bleiben. Nicht vorschnell zu reagieren, sondern dem „Drama“ den Raum zu geben sich wirklich zu entfalten. Das mag befremdlich klingen, birgt aber große Schätze, die es zu heben gilt. Für viele Mitarbeiter ist diese Grundhaltung in der Führung ebenfalls gewöhnungsbedürftig.

    Gelassene Grundhaltung: Strong back

    Diese nicht wertende Kommunikation wird durch die Führungskraft vorgelebt. Neugierig, gelassen, sanftmütig zu bleiben. Das gelingt nur, wenn Grenzen spürbar sind, ohne verbal ausgesprochen zu werden. Strong back. Die fühlbare innere Stärke, die gelassene Grundhaltung hinter der liebevollen, offenen Front. Insbesondere bedeutet dies eine Haltung, bei der es bei der Führungskraft nicht zu einer persönlichen Reaktion kommt. Die kritische Situation wirkt nicht als Trigger, löst keine Coping Mechanismen aus, keine überschnellen emotionalen Reaktionen. Eine herausfordernde Übung für manche sonst so entscheidungsfreudige Führungskraft.

    Außerdem fällt für den Mitarbeiter die oftmals durchaus erlösende schnelle Entscheidung der Führungskraft weg. Gerade dieser Moment kann Initialzündung für eine neue Lösung sein, für die Entdeckung von neuen Mitarbeitern, die bereit sind Verantwortung zu übernehmen. In komplexen Situationen kann dies allerdings bedeuten, dass eine Entscheidung vertagt werden muss, bis sich die Beteiligten über die Probleme und mögliche Lösungen klarer geworden sind. Bis die beste und nicht die schnellste Lösung gefunden wird.

    Offen für neue Lösungen

    Die Grundhaltung von Soft front – strong back ist Zen im Alltag in Reinform. Immer wieder in herausfordernden Situationen einen Schritt zurücktreten. Mit Offenheit und doch geerdet, alles erst einmal nur wirken zu lassen, um es dann mit neuen Augen zu betrachten und neue Lösungen zu finden.

    Geerdete Führung mit Heiterkeit und Gelassenheit.

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    Mehr zum Thema: Führen ohne Ego

    Blogbeitrag von Prof. Dr. Angela Geissler, Meditationslehrerin, Ärztin und Autorin

  • Führen ohne Ego

    Führen ohne Ego

    Kann man ohne Ego führen? Eine herausfordernde Frage.

    Betrachtet man moderne, als erfolgreich bewertete Führungseigenschaften, aber auch überlieferte Tugenden von Führern, ergeben sich spannende Einsichten.

    Die egozentrierten charismatischen Bannerträger auf ihren Bananenkisten, sind langfristig keineswegs die erfolgreichsten Führer.

    Hinweise aus dem „Dao de Jing“

    Aber was bedeutet „Führen ohne Ego“? Es bedeutet: Führen aus der Ebene des Nicht-Handelns, eigentlich aus der Ebene des Nicht-Agierens. Ein erster kleiner Hinweis.

    Das älteste Handbuch für Führungskräfte, das „Dao de Jing„, gibt hier sehr eindeutige Handlungsanweisungen. Schon der Titel ist Programm: „Textsammlung über den Weg der Tugend“.

    Tugendhafte Führung

    Das klingt ziemlich verstaubt. Die Werte, die darunter subsummiert werden, sind unserer Zeit sehr angemessen. Wie etwa: Führen mit Demut, Selbstlosigkeit, Güte. Liest man Collins oder Laloux im Hinblick auf diese innere Haltung, kann man leicht erspüren, dass diese Werte sich dort verbergen.

    Es geht eben nicht um ein intellektuelles Verständnis, die super genaue Wirtschaftsanalyse, sondern um das gelebte Vorbild: Die Zurücknahme des Selbst, das Sein im Augenblick. „Also auch der Berufene: Er setzt sein Selbst hintan und sein Selbst kommt voran. Er entäußert sich seines Selbst, und sein selbst bleibt erhalten… Weil er nichts Eigenes will, darum wird sein Eigenes vollendet.“ (Dao de Jing 7). Nicht führen durch Aktionismus, sondern durch gelassenes Sein.

    Die Intention setzen, die innere Ausrichtung, dies beinhaltet sehr wohl, die analytischen Rahmenbedingungen zu kennen; aber sie bestimmen das notwendige, das richtige Handeln nicht. Sie sind ein Puzzleteil unter vielen. „… viele Worte erschöpfen sich daran. Besser ist es das Innere zu bewahren“ (Dao de Jing 5). „Wenn die Ego-getriebene Entscheidung in den Hintergrund tritt, dann wird die Welt von selber recht“ (Dao de Jing 37). Der Berufene häuft keinen Besitz auf, je mehr er für andere tut, desto mehr besitzt er, je mehr er anderen gibt, desto mehr hat er.

    Führen ohne Ego  Foto: Wikicommons

    Die innere Ausrichtung

    Es sind weniger die Worte, die zählen, sondern die innere Ausrichtung. Diese non-verbale Ebene der Kommunikation kann nur funktionieren, wenn man in jedem Augenblick vollkommen präsent und authentisch ist. Nicht im Sinne von leeren Managementfloskeln, sondern im tiefsten Sinn.

    Genau dort liegt auch der Haken, die Schwierigkeit, die wunderbare Führungswelt des Dao de Jing zu leben.

    Notwendigerweise bedeutet dies vollkommen zu erkennen: wer bin ich wirklich und was ist diese Welt. Nicht als kleines Blitzlicht auf dem Meditationskissen, sondern als Sein in der Welt.

    Würde ein Buddha ein Unternehmen oder einen Staat führen? Wir wissen es nicht. Es gab jedoch Politiker die Taoistische Meister waren. Der buddhistische König Ashoka hat sein komplettes Reich umstrukturiert.

    Die ersten Schritte hin zu einer wahrhaftigen Haltung der Führung sind glücklicherweise einfach.

    Wer ärgert sich?

    Innehalten und erkennen: Ich ärgere mich. Das sagt schon viel aus. Ich bin es der sich ärgert, gleichgültig was diesen Ärger ausgelöst hat, ich bin es selbst. Lasse ich diesen Ärger los, denn das vermag ich (Epiktet), dann habe ich einen kleinen Zipfel des Egos hinter mir gelassen. Vielleicht nur für eine kurze Zeit. Es hilft, immer wieder die eigenen Handlungen und Gedanken zu betrachten: Was macht das Ego da? Wer denkt? Bin ich meine Gedanken? Oder ist da noch etwas anderes? Schrittweise aus den antrainierten Coping-Mechanismen des Alltags aussteigen. Die ganze Welt wird so zum Übungsfeld, mit allen Freuden, Widrigkeiten und Hindernissen, Malaisen und Ungereimtheiten, um aus dem Ego immer wieder und wieder auszusteigen. Sich fragen: Ist es heilsam? Wer handelt? Bis das Ego müde, frustriert oder wütend aufgibt.

    Auf diesem Weg, im Scheitern, im Aufstehen im Weitergehen verwandelt sich der Führungsstil. Verschwinden festgefügte Glaubenssätze, wird die permanente Veränderung zum eigentlichen Weg. Werden die Sätze des Dao de Jing erlebbar. Zu erfahren, dass Führung nicht bedeutet auf die Bananenkiste zu klettern, um zu verkünden was richtig ist, sondern eine weise und demütige Haltung der Führung zu entwickeln. Den Dingen Entwicklungsraum zu gewähren. Gar nicht einfach in unserer Welt der schnellen Entscheidungen und Zielvereinbarungen.

    Führen ohne Ego

    Dann zu erkennen, dass es viele Wege gibt, viele Ideen und man nicht vorschnell Urteile fällen sollte (Shinmen Musashi), dass die kreative, neue Idee den Raum des Non-Ego in der Führung braucht.

    Das Ego ist hart und stark und hilft beim Überleben, das Non-Ego ist fließend und schwach und ist das Leben. „Das Allerweichste auf Erden überholt das Allerhärteste auf Erden. Das Nichtseiende dringt auch noch ein in das, was keinen Zwischenraum hat. Daran erkannt man den Wert des Nicht-Handelns. Die Belehrung ohne Worte, den Werte des Nicht-Handelns erreichen nur wenige auf Erden.“ (Dao de Jing 43)

    Mit jedem Atemzug, mit jedem Schritt, mit jeder Entscheidung diesem Ziel ein bisschen näherkommen und so zum fließenden Wasser der Veränderung werden.

    Ein wundervoller, abenteuerlicher Weg. Ein Zen-Weg im Leben, Führen ohne Ego…

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    Blogbeitrag von Prof. Dr. Angela Geissler, Meditationslehrerin, Ärztin und Autorin

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    Zum Thema: Wie wir herausfinden, wofür es sich zu leben (und zu arbeiten) lohnt – Ikigai.

  • Psychosomatische Beschwerden und Zen

    Psychosomatische Beschwerden und Zen

    Psychosomatische Beschwerden sind relativ häufig. Dieser Beitrag erläutert die physiologischen Zusammenhänge und wie Zen in Vorbeugung und Behandlung unterstützend wirkt.

    Als psychosomatische Beschwerden werden in der Medizin körperliche Beschwerden bezeichnet, die nicht oder nicht nur auf Funktionsstörungen des Körpers zurückzuführen sind. Sie ähneln aber in ihrer Ausprägung rein körperlichen oder organischen Beschwerden. Aber diese trennende Aufteilung in körperliche, psychische und psychosomatische Beschwerden entspricht einer historischen, medizinischen Betrachtungsweise, die jedoch immer noch aktuell ist und der Aufteilung in medizinische Fachgebiete entspricht. Im Zen – wie auch anderen fernöstlichen Traditionen – ist diese Trennung nie vollzogen worden.

    Normale psychosomatische Funktion

    Unser Körper wird entscheidend durch das vegetative Nervensystem gesteuert. Das vegetative Nervensystem besteht aus zwei Teilen, die Waagschalen einer Waage miteinander arbeiten, dem Sympathikus und dem Parasympathikus. Der Sympathikus aktiviert unseren Körper, wie es beim Kämpfen oder Flüchten erforderlich war und ist. Der Parasympathikus sorgt für Erholung, Regeneration, Verdauung, Entspannung und ist auch bei der Fortpflanzung aktiv. Ist der Sympathikus aktiv, ruht der Parasympathikus und umgekehrt. Beide Systeme hochgefahren gleichzeitig geht nicht. Dies alles findet auf entwicklungsgeschichtlich niedrigen Ebenen des Nervensystems statt, im Rückenmark, Hirnstamm, Stammhirn, Mittelhirn. Unsere Wahrnehmungen aus der Umwelt, aber auch aus dem Körper selbst, und das vegetative Nervensystem stehen in ständigem Austausch miteinander.

    Was wir als Psyche bezeichnen ist hingegen eher im entwicklungsgeschichtlich jüngeren Großhirn im Zusammenspiel mit dem Mittelhirn lokalisiert. Beide sind jedoch nicht vom übrigen Nervensystem getrennt. Vielmehr findet ein intensiver Austausch untereinander statt. Und es ist keinesfalls so, dass das Großhirn sozusagen die anderen Anteile dominiert und der Austausch nur in dieser einen Richtung vom Großhirn zum Rest hin stattfindet.

    Eine echte Trennung von Körper und Psyche gibt also allenfalls aus medizinhistorischen oder didaktischen Gründen und nicht in Wirklichkeit.

    Psychosomatische Beschwerden und Zen

    Quelle: Wikipedia, aus Neil A. CampbellJane B. Reece: Biologie. Spektrum-Verlag Heidelberg-Berlin 2003, ISBN 3-8274-1352-4

    Psychosomatische Funktion bei psychischer Belastung

    Bei anhaltenden psychischen Belastungen kommt es nun zu einer Verschiebung des inneren Gleichgewichts hin zum Sympathikus. Wir sind daueralarmiert. Faszinierend ist, tatsächliche Belastungen verstärken sich sehr häufig durch Gedankenketten, Befürchtungen, Ängste, Glaubenssätze, die mit der tatsächlichen Belastung nur wenig zu tun haben. Unser ewiges Gedankenkarussell dreht und dreht. Was hätte ich besser machen können? Wenn ich das nicht schaffe, was dann? Was sollen die anderen von mir denken? etc. … Das Gedankenkarussell hat selbst keine greifbare Substanz. Der Sympathikus, der dadurch aktiviert wird, führt aber zu realen, messbaren Veränderungen unseres Körpers.

    Ist der Sympathikus aktiviert, sind wir bereit zum Kampf oder zur Flucht. Die Schultern sind hochgezogen, der Rumpf gebeugt zum Schutz der lebenswichtigen Organe. Die Beine sind sprungbereit. Atmung und Herzaktivität sind beschleunigt. Energiereserven werden im Blut bereitgestellt. Der Blutdruck steigt, um die Muskeln mit Energie und Sauerstoff zu versorgen. Verdauung, Immunsystem, Sexualität werden gedrosselt. Die Schmerzempfindung und der bewusste Kontakt zu unserem Körper wird heruntergeregelt. Es ist die vollkommene Fokussierung auf Kampf oder Flucht. Intelligenz und Kreativität sowie ein soziales Miteinander sind in diesem Moment nicht mehr möglich.

    Ist der Sympathikus daueraktiviert, bleiben wir im Zustand der Daueralarmierung, bis die Ressourcen des Körpers erschöpft sind.

    Psychosomatische Funktionsstörungen bei Dauerbelastung

    Auf diese Erschöpfung macht der Körper uns zunächst durch Beschwerden aufmerksam, später durch Krankheiten. Es kommt zu schmerzhaften Verspannungen des Bewegungsapparates, die in bleibende Veränderungen der Gelenke, Faszien, Bandscheiben übergehen. Der Blutdruck ist dauerhaft erhöht. Herzrhythmusstörungen können auftreten. Der Stoffwechsel verschiebt sich hin zu erhöhten Blutfetten und einem erhöhten Blutzuckerspiegel. Die Tätigkeit von Magen und Darm sind gestört. Häufig kommt es zu Übersäuerungen, Druck im Oberbauch, Durchfall, Verstopfung. Infekte häufen sich. Das Sexualleben ist gestört. Bei hohem Erholungsbedürfnis funktioniert das Schlafen nicht mehr. Arztbesuche sind nötig. Das warten auf Termine und wenig richtungsweisende Befunde beunruhigen zusätzlich. Eine verhängnisvolle Abwärtsspirale beginnt.

    Psychosomatische Beschwerden und Zen

    Selbstverständlich ist es nötig, alle diese Beschwerden durch medizinische Diagnostik abzuklären. Hinter allem können ja behandlungsbedürftige Krankheiten stecken, die wir dem klassisch somatischen Bereich zuordnen, also dem körperlichen Bereich. Das ist der Schwerpunkt und Nutzen der spezialisierten westlichen Medizin. Oder wenn die körperlichen, die somatischen Beschwerden nur Begleiter einer ernsthaften psychischen Erkrankung sind, dann ist es der Schwerpunkt der Psychiatrie. Manchmal ist das Beschwerdebild auch so stark fortgeschritten, dass eine medikamentöse Behandlung erforderlich ist, um überhaupt aus westlich medizinischer Sicht „weichere“ Methoden zum Einsatz bringen zu können.

    Vorher jedoch, wenn wir uns noch im Bereich der Funktionsstörungen bewegen, kann Zen regulierend und vorbeugend wirken. Zen im Sinne eines Weges, bestehend aus regelmäßiger Meditation, dem Zazen, und regelmäßiger körperlicher Aktivität.

    Bewegung bringt Körper und Psyche in Einheit

    Regelmäßige körperliche Aktivität, gern ein Mix aus Kraft und Ausdauer, trainieren das Spiel des vegetativen Nervensystems. In der körperlichen Belastung ist der Sympathikus aktiv, danach in der Erholung der Parasympathikus. Körper und Psyche werden hier zu einer Einheit. Die psychosomatischen Regelkreise werden trainiert. Anspannung und Entspannung folgen einem ganz natürlichen Rhythmus.

    Im Zazen sitzen wir körperlich still, aufrecht, Schulter und Nacken entspannt, der Bauch entspannt, die Brust geöffnet. Die Körperhaltung bei Alarmierung ist aufgehoben. Dies erleichtert ganz natürlich ein heilsames, rhythmisch fließendes Atmen mit verlängerter Ausatmung, die sich von selbst ergibt – gern unterstützt durch eine Meditationsübung. Hierdurch wird der Parasympathikus aktiviert.

    Sport und Zazen haben also einen direkt therapeutischen Effekt bei psychosomatischen Funktionsstörungen. Regelmäßiges Zazen führt aber darüber hinaus zu einem Anhalten unserer Gedankenkarusselle und mehr und mehr zur Erkenntnis, was unser ganz persönliches Karussell ist und was Wirklichkeit.

    Psychosomatische Beschwerden und Zen: Einen wunderbaren Einstieg in diesen Weg bietet u.a. das Seminar „Releasing the pressure – Stressbalance und vitale Energie“ https://www.zen-leadership.training/zen-leadership-way/stressbalance-und-vitale-energie/ .

     

    Blogbeitrag von Dr. Michael Neuber, Zen Leadership Trainer, Arbeitsmediziner, Allgemeinmediziner und Betriebsarzt

  • IKIGAI – der japanische Weg zum Sinn des Lebens

    IKIGAI – der japanische Weg zum Sinn des Lebens

    Wie wir herausfinden, wofür es sich zu leben (und zu arbeiten) lohnt.

    IKIGAI – der Sinn des Lebens. IKIGAI könnte man frei übersetzen mit „wofür es sich lohnt, in der Früh aufzustehen“. Jeder kann sein persönliches IKIGAI finden.

    Der japanische Begriff setzt sich aus den Wörtern IKI = Leben und GAI = Sinn zusammen. Japanern wird schon sehr früh die Bedeutung von IKIGAI vermittelt und schon in jungen Jahren versuchen Menschen ihr IKIGAI zu erkennen und entdecken.

    IKIGAI bildet in Japan sogar einen wichtigen Teil des gesellschaftlichen Zusammenlebens. Der Neurowissenschaftler Ken Mogi erlaubt in seinem Buch „IKIGAI – die japanische Lebenskunst“ nicht nur einen Einblick in diese Art der Lebenseinstellung, sondern lässt uns auch erahnen, warum Stress und Burn-out Symptome des Westens sind.

    Um sein persönliches IKIGAI, den Sinn des Lebens zu finden, lohnt es sich, einen Blick auf dessen fünf Säulen zu werfen.

    Die fünf Säulen von IKIGAI

    1. Klein anfangen
      Alles beginnt immer mit dem ersten Schritt, egal ob es die Verwirklichung DER großen Lebensvision geht, oder um den Aufbau eines Vertriebsteams. Klein anfangen im Sinne des IKIGAIs bedeutet einen gewissen jugendlichen und unverbrauchten Geist an den Tag zu legen. Dabei ist der erste Schritt immer gleich viel „wert“ wie der letzte. Wer sein IKIGAI lebt, ist sich dieser Tatsache stets bewusst und erlebt jeden Schritt gleichwertig. Im Zen entspricht das am ehesten dem von Shunryu Suzuki beschriebenen „Anfängergeist“.
    1. Loslassen lernen
      In Zusammenhang mit IKIGAI, mit dem Sinn des Lebens, kann man Loslassen am besten üben, indem wir lernen von Bewertungen loszulassen. Es geht nicht unbedingt darum etwas besonders gut zu machen, sondern es mit Hingabe zu tun. Das hilft uns dabei, nicht immer über das Ergebnis der Arbeit nachzudenken, sondern mehr im Sein zu verweilen, um letztlich in den vom Glücksforscher Mihály Csíkszentmihályi entdeckten Zustand des FLOW zu gelangen.
    1. Harmonie und Nachhaltigkeit leben
      In dieser Säule wird der japanische Sinn für Gemeinschaft deutlich. Es geht um eine Nachhaltigkeit im Sinne der Eingebundenheit in die Welt. Ein egoistisches Denkmuster kann demnach nur selten wirklich glücklich machen. Gleichsam fühlt sich der Mensch von Harmonie angezogen und fasziniert. Viele japanische Künste, wie z.B. die Porzellanmalerei, das Zeichnen von Kaligrafien oder das Blumenstecken (IKEBANA) sind Ausdruck von gelebter Harmonie.
    1. Die Freude an kleinen Dingen
      Je mehr wir es schaffen, auf die kleinen Dinge im Leben zu achten, desto mehr wird einem die Einzigartigkeit jedes Augenblicks bewusst. „Wenn man die kleinen Dinge bemerkt, wiederholt sich nichts.“ (Ken Mogi).
    1. Im Hier-und-Jetzt sein
      Diese Säule ergibt sich als schon fast logische Folgerung aus den ersten vier fast von selbst und kann demnach fast schon als Herzstück von IKIGAI angesehen werden.

     

    Wie finde ich mein IKIGAI?

    Beschäftigt man sich mit den fünf Säulen des IKIGAI, bekommt man ein intuitives Gefühl dafür, was es für einen selbst bedeuten könnte. Dieses Gefühl oder eine gewisse intuitive Erkenntnis, kann man über die Meditation verstärken. Dennoch fällt es vielen Menschen schwer, ihr eigenes IKIGAI zu entwickeln oder klar zu erkennen. Dabei kann uns ein analytischer Ansatz helfen, der auch im Coaching oft zur Anwendung kommt. Über vier zentrale Fragen werden die fünf Säulen des Ikigai in einen praktikablen Ansatz transformiert:

    • WHAT I LOVE – was ich wirklich gern tue
    • WHAT I’M GOOD AT – worin ich gut bin
    • WHAT I AM PAID FOR – wofür ich bezahlt werde
    • WHAT THE WORLD NEEDS – was die Welt von mir braucht

     

    Praxistipp 

    Besorgen Sie sich ein sehr großes Blatt Papier, am besten in der Größe eines Flipcharts, sowie viele verschiedenfarbige, kleine Post-Its.
    Zeichnen Sie für jede der vier Fragen einen großen Kreis. Am Ende überschneiden sich alle Kreise und bilden eine Art Blume. Nehmen Sie sich für den folgenden Prozess ausreichend Zeit, im Idealfall 90 Minuten.

    Definieren Sie für jede Frage eine Post-It Farbe, schreiben Sie jeden einzelnen Punkt auf ein eigenes Post-it und heften Sie es in den jeweiligen Kreis. Denken Sie daran, es geht auch um die vermeintlich „kleinen Dinge“ im Leben. Versuchen Sie von jeder Bewertung loszulassen und schreiben Sie alles auf, was bei Ihnen auftaucht. Es hat sich sehr bewährt, sich dazwischen immer wieder in Meditation zu begeben, um einen noch besseren Zugang zum Unterbewusstsein zu bekommen. Hier ein paar tiefer gehende Fragen, die Ihnen helfen können:

    WHAT I LOVE
    Was haben Sie als Kind geliebt? Was können Sie unendlich lang tun, ohne müde zu werden?
    Bei welchen Tätigkeiten sind Sie glücklich? Wann können Sie die Zeit vergessen?
    Worüber reden Sie am liebsten? Was sind Ihre Hobbies?

    WHAT I AM GOOD AT
    Wofür werden Sie gelobt? Welche Ausbildung haben Sie gemacht? Was haben Sie gelernt?
    Wo haben Sie einen großen Erfahrungsschatz? Welche (ungewöhnlichen) Fähigkeiten haben Sie? Worin sind Sie talentiert?

    WHAT I AM PAID FOR
    Was ist Ihr Beruf? Woher kommt Ihr Einkommen?
    Wofür werden Sie belohnt in Form von Geld oder Geschenken?

    WHAT THE WORLD NEEDS
    Was soll übrigbleiben, wenn Sie einmal nicht mehr sind? Welchen Beitrag leisten Sie für das große Ganze?
    Was fehlt, wenn Sie nicht da sind? Welchen Mehrwert leisten Sie für die Gesellschaft?
    Welche Ihrer Tätigkeiten sind sinnhaft oder entsprechen höheren Werten?

     

    IKIGAI – der japanische Weg zum Sinn des Lebens

    Gemeinsamkeiten und das IKIGAI finden

    Treten Sie nun einen Schritt zurück und finden Sie heraus, welche Schnittmengen sich ergeben. Jetzt können Sie die Post-its verschieben, um sie an den entsprechenden Schnittstellen zu positionieren. Die Schnittmengen geben Auskunft über Ihre Leidenschaft (Passion), Ihren Beruf (Profession), Ihre Berufung (Vocation) und ihre größere Aufgabe (Mission). Ihr IKIGAI – der Sinn des Lebens – wird Ihnen nun in der Mitte der Blume wie auf einem Silbertablett präsentiert. Vielleicht ist es eine Bestätigung dessen, was Sie schon immer gedacht oder gefühlt haben. Wahrscheinlich eröffnet Ihnen der Prozess aber auch vollkommen neue Erkenntnisse und Einsichten. Probieren Sie es aus!

    Übrigens:

    Sein Ikigai zu kennen und danach zu leben, dürfte lebensverlängernde Effekte haben. Eine Studie der Universität im japanischen Ohsaki fand heraus, dass es signifikante Korrelationen zwischen IKIGAI und gesundheitlichen Vorteilen gibt. Vielleicht ist das der Grund, warum die Wurzeln von IKIGAI in Okinawa liegen soll. Die Insel ist bekannt für die außergewöhnlich hohe Anzahl an gesunden Über-Hundertjährigen.

    (Sense of Life Worth Living (Ikigai) and Mortality in Japan: Ohsaki Study, Sone et al. 2008) 

     

    Blogbeitrag von Conny Hörl, Zen Leadership Trainerin und Unternehmerin

     

    Buchempfehlungen: 

    Ken Mogi: „IKIGAI – die japanische Lebenskunst“, Dumont Verlag
    Mihály Csíkszentmihályi: „Flow“, Klett-Cotta Verlag
    Shunryu Suzuki: „Zengeist – Anfängergeist“, Theseus Verlag

  • Essen und Meditation beeinflussen Telomere und Zellalterung

    Essen und Meditation beeinflussen Telomere und Zellalterung

    Was hat Essen mit Leadership zu tun?

    Welchen Einfluss hat unsere Ernährung auf unseren Führungsalltag? Jede Menge, denn Führung heißt in erster Linie Selbstführung. Es heißt, auf sich selbst mindestens genauso gut zu achten, wie auf Mitarbeiter oder Unternehmen. Unserem Körper kommt dabei eine große Bedeutung zu. Im Zen bezeichnen wir unseren Körper gern als Eintrittstor in die Meditation, als die Basis um uns selbst zu entdecken. Doch jeder Körper ist nur so kraftvoll, wie die Bausteine, aus denen er gebaut wird. Diese Bausteine sind die vielen Nährstoffe, die wir uns tagtäglich zuführen. Ernährung und Meditation beeinflussen sich dabei gegenseitig auf spannende Art und Weise.

    Warum werden Zen Meister so alt?

    Wirft man einen Blick auf die großen Zen Meister in Japan, ist man oft erstaunt, wie jugendlich und vital diese wirken. Ist es rein die Meditation, die für das Jungbleiben der Zellen verantwortlich ist oder steckt vielleicht mehr dahinter?

    Eine mögliche Antwort gibt die amerikanische Nobelpreisträgerin für Medizin, Prof. Dr. Elizabeth Blackburn. In ihrem Buch „Die Entschlüsselung des Alterns – Der Telomer-Effekt“ beschreibt sie eindrucksvoll den Einfluss von Meditation und Ernährung auf unsere Telomere. Telomere sind die „Schutzkappen“ unserer Chromosomen. Bei jeder Zellteilung verkürzen sie sich. Ab einer bestimmten kritischen Länge können sie ihre Schutzfunktion nicht mehr ausüben. Die Zelle stirbt ab, wir altern.

    Essen und Meditation beeinflussen Telomere und Zellalterung
    Quelle: VC-Fitness GmbH

    Der Telomer-Effekt

    Jeder von uns kommt mit einer bestimmten Telomer-Länge auf die Welt. Genetische, aber auch epigenetische Aspekte kommen hier zum Tragen. Wie schnell sich die Telomere abnutzen, entscheidet ab dem Zeitpunkt unserer Geburt unser Lebensstil bzw. unsere Lebensumstände. Elizabeth Blackburn konnte eine Reihe von Einflussfaktoren identifizieren, die hier eine Rolle spielen. Eine entscheidende davon ist das Thema Stress. Stress dürfte sich stark telomerverkürzend auswirken. Dass Meditation hier einen positiven Einfluss haben kann, liegt auf der Hand, aber wie sieht es mit der Ernährung aus?

    Man nähert sich einer Antwort, wenn man sich typische ernährungsbedingte Krankheiten bzw. Symptome ansieht, die die Ernährungsmediziner heute beschäftigen. Dazu zählen insbesondere Insulinresistenz, oxidativer Stress und Entzündungen. Werfen wir einen kurzen Blick darauf:

     

    Insulinresistenz

    ist die Vorstufe von Typ-II-Diabetes und vor allem das Resultat eines übermäßigen und „falschen“ Kohlenhydrat-Konsums. Aber auch Bewegungsmangel und Stress wirken sich negativ aus.

    Oxidativer Stress

    entsteht durch einen Überschuss an freien Radikalen, der nicht durch Antioxidantien (deren Gegenspieler) abgefedert werden kann. Die Anzahl der freien Radikale steigt bei Stress rapide an. Gesellt sich dazu eine vitalstoffarme Ernährung mit wenig Antioxidantien, steigt der sog. oxidative Stress.

    Entzündungen

    Viele Mediziner sehen Entzündungen (v.a. sog. Silent Inflammations) als optimalen „Nährboden“ für viele Erkrankungen an. Nährstoffe, welche Entzündungen fördern, wie z.B. die Arachidonsäure (eine bestimmte Omega-6-Fettsäure) verstärken das Problem.

     

    Insulinresistenz, oxidativer Stress und Entzündungen gelten damit als wichtige Einflussfaktoren für die Zellalterung. Aus diesen Überlegungen können telomer-feindliche, aber auch telomer-freundliche Lebensmittel identifiziert werden.

     

    Essen nach den Telomeren

     

    Telomer-freundliche Lebensmittel
    •Ballaststoffe (Vollkorn) 
    •Nüsse, Hülsenfrüchte
    •Meeresalgen
    •Omega-3-haltiger Fisch (Lachs, Makrele, Hering)
    •Antioxidantien aus Obst und Gemüse 
    •Grüner Tee
    •Kaffee (in Maßen), Kakao
    •Vitamin D, B-Vitamine
    •Fastenphasen (z.B. Intervall-Fasten, Pausen)

    Telomer-feindliche Lebensmittel
    •Rotes Fleisch, Wurstprodukte
    •Zuckerhaltiges
    •Omega-6 Fettsäuren (Schweinefleisch, Weichkäse,…)
    •Weißbrot
    •Fertigprodukte
    •Hoher Alkoholkonsum

     

    Wie beeinflusst die Meditation unsere Ernährung?

    Die Praxis der Meditation verbessert nicht nur unsere Körperwahrnehmung, sondern führt automatisch zu mehr Achtsamkeit im Alltag. Viele Meditierende berichten, dass sich im Laufe der Zeit ihr Ernährungsverhalten ganz automatisch geändert habe. Weg von Fertigprodukten und Fleisch, hin zu mehr Gemüse und vitalstoffreichen Lebensmitteln. Das Bewusstsein für einen gesunden Körper steigt, ohne eine bestimmte Diät ausüben zu müssen. Meditation hilft quasi dabei zum eigenen Wohlfühl-Manager zu werden.

    Ernährung als Leadership Do?

    Der große japanische Zenmeister Dogen Zenji (1200 – 1253) erachtete das Kochen als eine wichtige Zen-Übung im Alltag. Er vertrat sogar die Meinung, dass jeder Zenmeister in seinem Leben einmal die Funktion des Tenzos (Koch im Kloster) übernommen haben sollte, da kaum eine andere Tätigkeit unsere Achtsamkeit und das Wahrnehmen des Augenblicks besser schule als Kochen. In der Tat ist Kochen eine wunderbare Gelegenheit um „Zen im Alltag“ zu üben. Es gilt dabei alle Ablenkungen auszuschalten und sich ausschließlich auf die Tätigkeit „Nur Gurke schneiden“ oder „Nur Salat waschen“ zu konzentrieren.

    Essen im Schweigen für mehr Achtsamkeit

    Auch das Essen selbst bietet eine spannende Übungsmöglichkeit. In einem Zen Kloster werden die Speisen üblicherweise im Schweigen eingenommen. Viele Teilnehmer eines Sesshins (Meditationsseminar) berichten darüber, wie bewusst die Lebensmittel plötzlich wahrgenommen werden, wie langsam gegessen wird und wie stark die Wahrnehmungsfähigkeit dafür ansteigt, was guttut und was nicht. Man braucht kein Kloster, um diese Übung zu praktizieren. Bei den meisten von uns bietet sich dreimal pro Tag die Gelegenheit dafür. Hier ein paar

    Anregungen für den Alltag:

    • Während des Essens auf sämtliche Ablenkungen verzichten. Keine Zeitung, kein Fernsehen, kein Handy.
    • Einmal pro Tag eine Mahlzeit in Schweigen einnehmen.
    • Sich für jede Mahlzeit an einen Tisch setzen und die Mahlzeit bewusst als solche zelebrieren.
    • Versuchen jede Geschmackskomponente bewusst wahrzunehmen. Fragen Sie sich hinterher: Was genau habe ich gegessen?
    • Nach dem Essen in den Körper hineinspüren und sich fragen: Wie fühle ich mich jetzt?

    Mit der Zeit entwickelt sich automatisch ein sehr gutes Gespür dafür, welche Lebensmittel Energie schenken und welche sie eher rauben.

    Ein kleines Experiment: Dinner im Dunkeln

    Ich möchte Sie an dieser Stelle noch zu einem kleinen Experiment einladen. Es geht um einen Rückzug der Sinne, zumindest jener, die man fürs Essen nicht benötigt. Vor ein paar Jahren nahm ich an einem „Dinner im Dunkeln“ teil. Ein gesamtes Menü im stockdunklen Raum, serviert von blinden Kellnern. Als Ernährungsexpertin war ich überrascht, wie unfähig wir alle waren, die Speisen genau zu identifizieren. Es war eine höchst spannende und erkenntnisreiche Aufgabe, die zu einer eklatanten Steigerung der Wahrnehmungsfähigkeit führte. Sie können diese Übung auch problemlos selbst durchführen: Lassen Sie sich beim nächsten Mal einfach die Augen verbinden, wenn Sie bekocht werden. Je weniger Sie im Vorfeld über das Essen wissen, desto spannender der Effekt.

     

    Blogbeitrag von Conny Hörl, Zen Leadership Trainerin und Unternehmerin

     

    Buchempfehlungen:

    Über den Telomer Effekt:
    Prof. Dr. Elizabeth Blackburn, Prof. Dr. Elissa Epel: „Die Entschlüsselung des Alterns – Der Telomer-Effekt“ , Mosaik Verlag

    Ausführungen von Dogen Zenji:
    Kosho Uchiyama Roshi: „Zen für Küche und Leben“ , Angkor Verlag

    Anregungen für den Alltag:
    Thich Nhat Than: „Einfach Essen“. O.W. Barth

  • Balanced Leadership - Neuer Zertifikatslehrgang in Kooperation mit der Professional School of Business & Technology der Hochschule Kempten

    Balanced Leadership – Neuer Zertifikatslehrgang in Kooperation mit der Professional School of Business & Technology der Hochschule Kempten

    Balanced Leadership – Neuer Zertifikatslehrgang in Kooperation mit der Professional School of Business & Technology (PTBS) der Hochschule Kempten

    Professional School of Business & Technology, Hochschule Kempten

    Die Professional School of Business & Technology ist das Kompetenzzentrum für Weiterbildung an der Hochschule Kempten. Seit mehr als 10 Jahren bietet die Professional School erfolgreich berufsbegleitende Bildungsangebote für Hochschulabsolventen und erfahrene Praktiker an, die ihre fachlichen und persönlichen Kompetenzen erweitern wollen. Zum Weiterbildungsportfolio zählen berufsbegleitende Bachelor- und Masterstudiengänge, Zertifikatslehrgänge sowie Modulstudien. Erfolgsfaktoren der berufsbegleitenden Programme sind das besondere Engagement der Dozenten und Mitarbeiter sowie die persönliche Atmosphäre an der Professional School. Interessenten werden individuell und umfassend bei ihrer Planung beraten.

    Weitere Informationen zur Professional School finden Sie hier.

    Berufsbegleitender Zertifikatslehrgang Balanced Leadership

    Aufgrund wachsender Anforderungen sind Führungskräfte einer erhöhten und permanenten Belastung ausgesetzt. Diese übersteigt in vielen Fällen die fachlichen Kompetenzen, wie beispielsweise der Umgang mit Mitarbeitern in einem agilen Umfeld, als auch die persönlichen Bewältigungsmöglichkeiten durch Methoden für Stressmanagement und Selbstmotivation.

    In Kooperation mit der Professional School of Business & Technology der Hochschule Kempten bietet die Zen Leadership Academy den berufsbegleitenden Zertifikatslehrgang Balanced Leadership an. Der besondere Schwerpunkt des neuen Zertifikatslehrgangs liegt auf der Kombination von Führungswissen mit Techniken zur Wahrnehmung und zur Entspannung sowie dem aktiven Stressabbau, wie sie im Rahmen der Zen-Mediationstechniken vermittelt werden. Um den angestrebten persönlichen Entwicklungsprozess zu unterstützen, werden vier zweitägige Seminarblöcke durch insgesamt acht Einzelcoachings pro Person in den Bereichen Führung und Meditation ergänzt. Die Seminare finden im Zen-Kloster in Buchenberg statt.

    Zielgruppe sind erfahrene Führungskräfte („Executives“) aus allen Bereichen der Wirtschaft und der Verwaltung, die ihre fachlichen und persönlichen Führungskompetenzen weiterentwickeln möchten.

    Klingt interessant? Dann freuen wir uns auf Ihren Besuch zum Infoabend; den Termin werden wir in Kürze bekannt geben.

    Datum: wird noch bekannt gegeben

    Uhrzeit:

    Ort:
    Professional School of Business and Technology Hochschule Kempten,
    Gebäude A (Denkfabrik), Alfred-Kunz-Straße 1, 87435 Kempten

    Zielgruppe:
    Erfahrene Führungskräfte („Executives“) aus allen Bereichen der Wirtschaft und der Verwaltung, die ihre fachlichen und persönlichen Führungskompetenzen weiterentwickeln möchten.

    Die Teilnahme an der Infoveranstaltung ist kostenlos und unverbindlich.

     

    Weitere Informationen, Zeitplan sowie Anmeldemöglichkeit finden Sie hier.

     

    Aktuelle Seminare der Zen Leadership Academy finden Sie hier.

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