Kategorie: mindful leadership

  • Wahrnehmung – eine kritische Führungsqualität?

    Wahrnehmung – eine kritische Führungsqualität?

    “Wir sehen die Dinge nicht, wie sie sind, sondern wie wir sind.” (Anaïs Nin)

    Hand aufs Herz: Gehen wir nicht oft davon aus, die Welt so wahrzunehmen, wie sie wirklich ist? Doch unser Gehirn erschafft seine eigene Realität – es interpretiert Sinneseindrücke anhand bestehender Erwartungen. Neurowissenschaftler wie Prof. Anil Seth sprechen davon, dass unser Gehirn die Wirklichkeit „halluziniert“: Was wir wahrnehmen, ist die beste Annahme unseres Gehirns darüber, was es in der Welt gibt, mehr oder weniger durch unserer Wahrnehmungen korrigiert.

    Diese Erkenntnis ist nicht neu. Bereits Immanuel Kant sagte sinngemäß: Ich kann Dinge an sich nicht wahrnehmen, die Welt ist vom Verstand entworfen. Und auch in der buddhistischen Lehre findet sich diese Einsicht. Der Zen-Meister Thích Nhất Hạnh sagt: „Dein Konzept der Realität ist nicht die Realität. Wenn du in deinen Wahrnehmungen gefangen bist, verlierst du die Wirklichkeit.“

    Wahrnehmung stärken – klar führen

    Doch was bedeutet das für Führungskräfte? Wie können wir unsere eigene Sichtweise hinterfragen und andere besser verstehen? Unsere eigenen Engen zumindest etwas überwinden?

    Genau darum geht es in unserem Seminar „Klar führen: Wirksamkeit und Präsenz durch Zen“. Durch Meditation und Achtsamkeit stärken wir die Selbstwahrnehmung und -führung und entwickeln zentrale Führungskompetenzen wie aktives Zuhören. In der besonderen Atmosphäre eines Klosters verbinden wir Zen-Meditation mit interaktiven Gruppendiskussionen, Fallbesprechungen und szenischen Übungen. So schaffen wir mehr Präsenz, Klarheit und Wirksamkeit im Führungsalltag.

    👉 Interesse? Mehr Infos gibt’s hier: Klar führen.

    Blogpost von Prof. Dr. Axel Glasmacher

  • Zuhören und Mitarbeiterbindung

    Zuhören und Mitarbeiterbindung

    Mitarbeiterbindung verhindert Fehlzeiten

    Einen Monat krank: 19,4 Fehltage entfielen 2023 auf jeden Arbeitnehmenden in Deutschland. Dies könnte eine Ursache für die gegenwärtige Rezession sein (siehe Spiegel Online, 26.01.2024).

    Verursacht wurden die Fehltage an zweiter Stelle von psychischen Erkrankungen (3,6 Tage) (nach Atemwegsinfektionen, 5,1 Tage). Diese alarmierende Situation wirft die Frage auf: Wie kann die psychische Situation der Mitarbeiter:innen am Arbeitsplatz verbessert werden, um Fehltage zu verringern?

    Zuhören will gelernt sein

    Die Mitarbeiterbindung („commitment“) ist einer der wichtigsten Faktoren zur Vermeidung von Fehlzeiten und zur Steigerung der Produktivität, wie Langzeit-Untersuchungen zeigen (z.B. in den jährlichen Fehlzeiten-Reports von Prof. Bernhard Badura et al.). Die Bindung wird wesentlich von der Unternehmenskultur geprägt.

    Ein weiterer wichtiger Faktor für eine gute Mitarbeiterbindung ist die Fähigkeit der Führungskräfte, den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zuzuhören. Führungskräfte müssen diese Fähigkeit bewusst entwickeln: Die notwendige innere Ruhe und Stille, emotionale Intelligenz und entsprechende Führungskonzepte.

    Im Zen Leadership Seminar „Mindful Leadership” im Zen-Kloster Buchenberg werden wir diese Elemente zusammenbringen und in Meditation, Gruppenarbeit und szenisch-kreativen Fallbearbeitungen umsetzen. Dieses Seminar eignet sich für Führungskräfte aller Ebenen mit oder ohne Meditationserfahrung.

     

    Jetzt anmelden für das Seminar „Mindful Leadership“.

     

    Blogbeitrag von Prof. Dr. Axel Glasmacher, Zen Leadership Trainer

  • Das Zen des Zuhörens

    Das Zen des Zuhörens

    Mindful Leader: Führungskräften kann es schwer fallen, ihrem Team zuzuhören und offen für Neues zu sein, weil sie ständig von Zielen und Strategien umgeben sind. Wie können wir andere Positionen zulassen, ohne unsere innere Orientierung zu verlieren? Eine Zen-Parabel dazu:

    Ein Universitätsprofessor suchte Rat beim Zen-Meister Nan-in. Doch anstatt still zuzuhören, unterbrach der Professor ständig mit eigenen Gedanken. Nan-in reagierte, indem er Tee einschenkte, bis die Tasse überlief.

    Die Botschaft des Zen-Meisters: Wie kann man Zen verstehen, wenn der Geist bereits voll ist?

    Ähnlich verhält es sich oft in Führungspositionen. Als Führungskräfte sind wir ständig von Zielen und Strategien umgeben und es fällt schwer, den eigenen Becher leer zu machen. Wir neigen dazu, unsere Ansichten zu verteidigen, anstatt offen für Neues zu sein. Doch vielleicht steckt im scheinbar Falschen eine Chance zur Entwicklung.

    Wie eine „leere Tasse“ agieren

    Die Frage, die sich stellt: Wie können wir wie ‚leere Tassen‘ agieren, ohne unsere innere Orientierung zu verlieren? Wie können wir mit vollem Engagement zuhören, ohne bereits eine Antwort zu formulieren? Eine mögliche Antwort liegt in der persönlichen Schulung durch Achtsamkeit und Meditation.

    Dies kann die Grundlage für gutes Zuhören schaffen und dabei die eigene Selbsterkenntnis vertiefen – essenzielle Fähigkeiten auf dem Weg der Führung.

    Der Zen Leadership Weg: persönliche Entwicklung und Austausch

    Das Besondere am Weg von Zen Leadership ist, dass es immer um beides geht: Meine eigene persönliche Entwicklung und den Austausch in der Gruppe. Die Meditation, verbunden mit persönlichen Vier-Augen-Gesprächen mit der Zen-Lehrerin, unterstützt uns, innezuhalten und die eigene Mitte zu finden. Dazu werden wir uns in der Gruppe mit Achtsamkeit, Zuhören und der inneren Haltung befassen, die offenes Zuhören ermöglicht. In szenisch-kreativer Gruppenarbeit werden wir das Erfahrene auf Führungssituationen aus unserer Praxis anwenden.

    Jetzt anmelden für das Seminar „Mindful Leadership“.

    Blogbeitrag von Prof. Dr. Axel Glasmacher, Zen Leadership Trainer

  • Selbstmitgefühl als Motor für kraftvolles Führen

    Selbstmitgefühl als Motor für kraftvolles Führen

    Selbstmitgefühl zu entwickeln, lohnt sich. Wieso wir dadurch nicht nur uns selbst unterstützen, sondern auch kraftvoller führen können.

    Ob Führungskraft oder nicht… viele Menschen kennen es: Läuft im privaten oder beruflichen Alltag mal etwas nicht wie geschmiert, ist es wahrscheinlich, dass wir uns für unsere Schwächen und Mängel kritisieren. Auf scheinbare Misserfolge und Fehltritte reagieren wir nicht selten mit innerlich abwertenden Kommentaren und suchen nach Strategien, um das subtile Gefühl der Unzulänglichkeit auszulöschen. Uns Fehler und Laster zu verzeihen, fällt schlichtweg nicht leicht.

    Selbstkritik, Abwertung und Verurteilung im Umgang mit der eigenen Person führen jedoch langfristig in den klassischen Teufelskreis von „höher, weiter, schneller“ und lassen den Stresspegel steigen. Zudem fällt uns auch der herzliche Umgang mit unseren Mitmenschen deutlich schwerer, wenn wir Strenge und Härte uns selbst gegenüber walten lassen. Schenken wir uns jedoch in schwierigen Zeiten Milde, Mitgefühl, Verständnis und Fürsorge steigt unsere Lebenszufriedenheit sowie das emotionale Wohlbefinden (Neff, 2003, 2007; Shapira & Mongrain, 2010; Gilbert, 2010).

    Selbstmitgefühl: Selbstverachtende Verhaltensweisen transformieren

    Liegt es da nicht nahe, einen Weg zu finden, liebevoller mit sich umzugehen? Eine innere Haltung, die es uns ermöglicht, sich mit der eigenen Unvollkommenheit zu versöhnen? Vielleicht sogar Freundschaft mit jenen Seiten der Persönlichkeit zu schließen, die man nicht mag?
    Diese und weitere Fragen rund um Themen wie Selbstliebe, Eigenakzeptanz und Wertschätzung der eigenen Person beantwortet die amerikanische Psychologie-Professorin Kristin Neff in ihrem Buch „Selbstmitgefühl“ (2011). Ausführlich beschreibt sie, wie wir lernen können, selbstverachtende Verhaltensweisen zu transformieren… hin zu einer heilsamen Lebenshaltung, die von Mitgefühl und Nachsichtigkeit gekennzeichnet ist.

    Als Selbstmitgefühl umschreibt Kristin Neff nicht nur die Fähigkeit, Gefühle wie Wärme und Freundlichkeit zu aktivieren und auf sich selbst zu richten, sondern auch die Möglichkeit, sich seine Grenzen und Schwächen zu vergeben und sich als Mensch zu akzeptieren. Eine mitfühlende innere Einstellung der eigenen Person gegenüber ist insbesondere im Erleben von negativen Emotionen von Relevanz, denn durch sie können wir trotz herausfordernden Situationen wohlwollend, tolerant und geduldig mit uns umgehen (Neff, 2011).

     

    Selbstmitgefühl als Motor für kraftvolles Führen

    Drei Kernkomponenten von Selbstmitgefühl:

    Achtsamkeit: Hierbei geht es darum, die Aufmerksamkeit darauf das zu richten, was ist und den jeweiligen Umständen Anerkennung zu schenken, ohne etwas verändern, bewerten oder verurteilen zu wollen.

     

    Selbstmitgefühl als Motor für kraftvolles Führen  Verbundenheit: Unter dieser Komponente wird verstanden, sich mit allen Menschen verbunden zu fühlen. Leid, Versagen und Imperfektion sind Teile des menschlichen Erlebens und wir können uns unseren Mitmenschen, dadurch dass sie ebenso unvollkommen und verletzlich wie wir, nahe fühlen.

     

    Selbstfreundlichkeit: Unter diesem Punkt ist zu verstehen, liebevoll und akzeptierend mit sich selbst umzugehen, so wie ein guter Freund es tun würde. Insbesondere in Zeiten widriger Umstände ist es elementar, Sympathie und Verständnis für sich aufzubringen, sowie sich selbst zu trösten.

     

    Selbstmitgefühl als Motor für kraftvolles Führen

    Selbstmitgefühl ist nicht gleichzusetzen mit Selbstmitleid:

    Selbstmitgefühl basiert im Gegensatz zu Selbstmitleid auf dem Gefühl der Verbundenheit mit allen Menschen, denn Kummer und Schmerz wird als Teil der menschlichen Existenz und als verbindendes Element zwischen allen Wesen verstanden. Selbstmitleid hingegen wird als Isolation erfahren und zwar im starken Kontrast zwischen dem eigenen Erleben und dem anderer. Das Empfinden von Selbstmitleid zeichnet sich demnach durch das Gefühl der Abgeschnittenheit von dem sozialen Umfeld aus. Ganz im Sinne von „Nur mit geht es schlecht – die anderen haben es so viel besser“ (Neff, 2011).

    Mit Selbstmitgefühl kraftvoller Führen:

    Führungskräfte, die sich selbst gegenüber mitfühlend sind, zeigen mehr Mitgefühl mit ihren Mitarbeitenden, KollegInnen und Vorgesetzten. Dadurch verbessern sich die zwischenmenschlichen Kontakte am Arbeitsplatz und die innerbetriebliche Kooperationsbereitschaft steigt. Eigene warme Beziehungsqualität wirkt sich ebenso positiv auf die Leistungsfähigkeit, Motivation und Ausdauer der Teammitglieder aus.

    Weisen Führungspersonen ein ausgeprägtes Maß an Selbstmitgefühl auf, zeigen diese zudem eine größere Vergebungsbereitschaft (Enright et al., 1998). Die Fähigkeit vergeben zu können, geht mit konstruktiverem Feedback einher, was bei Mitarbeitenden die Angst vor Fehlern abgebaut und zur psychischen Sicherheit im Team beiträgt.

    Auch ein stabiler Selbstwert steht in Zusammenhang mit der Fähigkeit, in herausfordernden Zeiten freundlich und nachsichtig mit sich umzugehen (Neff & Vonk, 2009). Verfügen leitende Personen über einen mitfühlenden Selbstumgang, wird deren Selbstbewertung angemessener. Es steigt die innere Zufriedenheit und die Achtung vor der eigenen Person, wodurch der häufig schädliche soziale Vergleich mit anderen Führungskräften und rivalisierendes Konkurrenzverhalten gesenkt wird.

    Selbstmitgefühl korreliert darüber hinaus negativ mit Depressionen, Angst und Grübeln (z.B. Leary, Tate, Adams, Batts Allen & Hancock, 2007). Psychischem Stress und Erschöpfung wird entgegengewirkt, wenn Leader eine heilsame und wohlwollende Haltung im Umgang mit Fehlern, Kritik und Herausforderungen an den Tag legen.

    Zen-Meditation stärkt das Selbstmitgefühl

    Obgleich die Grundlagen des Selbstmitgefühls bereits seit Jahrhunderten in der östlichen Philosophie und dem Buddhismus verankert sind, scheint dieser Ansatz im Westen doch relativ neu. Eine Möglichkeit das Selbstmitgefühl im Alltag zu stärken, stellt regelmäßige Meditation, wie sie auf den Zen-Leadership Seminaren praktiziert wird, dar. In der Sitzmeditation – dem Zazen – werden alle drei Kernkomponenten einer Haltung, die durch Selbstmitgefühl geprägt ist, angesprochen: Annehmen was ist, sich mit allem verbunden fühlen, freundlich mit sich umgehen. Eine weitere im Zen häufig praktizierte Übung, um sich selbst Zuwendung und Einfühlsamkeit zu schenken, ist die sog. Metta-Meditation. Hierbei nehmen Meditierende Kontakt zu ihren Herzensqualitäten auf und kultivieren bewusst eine liebevolle und gütige Haltung sich selbst, anderen Menschen und allen Wesen gegenüber. Diese Meditationsform wird derzeit im Bereich der Emotionsforschung auch im Westen untersucht (z.B. Fredrickson, Cohn, Coffey, Rek & Finkel, 2008).

    Auf einem Zen Leadership Seminar bekommen die Teilnehmenden demnach neben Vorträgen zu aktuellen Führungsthemen, individuellen Coachings und inspirierenden Gruppenarbeiten, auch die Chance, in die traditionelle Zen-Praxis eintauchen und ganz nebenbei ihr Selbstmitgefühl zu stärken.

     

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    Das Buch von Kristin Neff ist zu erwerben unter: https://www.penguinrandomhouse.de/Buch/Selbstmitgefuehl/Kristin-Neff/Kailash/e406238.rhd

    Beitrag von Laura Joswig (Zen Leadership Trainerin, Ergotherapeutin, Coach und Trainerin für mentale Gesundheit und positive Kommunikation)

  • Mindful Leader: Das Zen des Zuhörens – Teil 3

    Mindful Leader: Das Zen des Zuhörens – Teil 3

    Mindful Leader: Warum ist achtsame Führung wichtig?

    Gewahrsein ist nicht dasselbe wie Denken. Es ist eine ergänzende Form der Intelligenz, eine Art des Wissens, die mindestens so wunderbar und mächtig ist wie das Denken, wenn nicht sogar noch mächtiger. Mehr noch, wir können unsere Gedanken im Gewahrsein festhalten, und das gibt uns eine völlig neue Perspektive auf sie und ihren Inhalt.“

    Jon Kabat-Zinn

     

    Achtsamkeit wird häufig als besondere Aufmerksamkeit auf das Hier und Jetzt verstanden. Das ist sicher richtig, aber es fehlen einige zentrale Punkte zu einem tieferen Verständnis. Das erste ist die nicht-urteilende Haltung, die uns in der Regel nicht leicht fällt. Zu sehr ist unser Alltagsverständnis von uns selbst durch ‚like‘- und ‚dislike‘-Entscheidungen definiert. Diese raschen Urteile verbauen uns aber den Blick auf Einsichten, die jenseits der Oberfläche liegen.

    Noch wichtiger ist es, dass Achtsamkeit als das Gewahrsein verstanden werden kann, welches entsteht, wenn wir eine nicht wertende Aufmerksamkeit im gegenwärtigen Augenblick erreichen (Jon Kabat-Zinn). Dieses Bewusstsein ist kein Denken, aber es hat eine mindestens ebenso mächtige Funktion. „Es kann jede Emotion halten, egal wie destruktiv, jeden Gedanken, egal wie gigantisch.“ (Jon Kabat-Zinn)

    Kraft durch achtsame Führung

    Diese Fähigkeit, unsere eigenen Gefühle und Gedanken, ebenso wie die der Menschen um uns, in Gewahrsein zu halten, ist eine sehr große Kraft, die auf dem Führungsweg unersetzlich ist. So können wir zu einem tieferen Zuhören, auch in schwierigen Situationen, finden. Eine kontemplative oder meditative Praxis kann die Voraussetzungen dafür fördern.

    Auf diesem Weg, den wir alle beschreiten, bieten wir eine Gelegenheit zum Innehalten und gemeinsamen Austausch an und laden sehr herzlich zum Zen Leadership Seminar (https://www.zen-leadership.training/zen-leadership-way/mindful-leadership-mit-emotionaler-intelligenz-fuehren/) ein.

     

    Teil 3 der Blogbeitragsserie von Prof. Dr. Axel Glasmacher, Zen Leadership Trainer

    Hier geht es zu Teil 1 und Teil 2.

  • Mindful Leader: Das Zen des Zuhörens – Teil 2

    Mindful Leader: Das Zen des Zuhörens – Teil 2

    Mindful Leader: Warum ist achtsame Führung wichtig?

    Die meisten Menschen hören nicht zu, um zu verstehen, sondern um zu antworten.

    Steven R. Covey

     

    Gerade in größeren und großen Unternehmen sind die Diskussion und der Ausgleich zwischen den verschiedenen Interessen oft sehr schwierig und wir sind ganz darauf konzentriert, was das Gehörte für unsere Interessen bedeutet und wie wir am besten antworten können. Dabei geht schnell verloren, was eigentlich gesagt wurde. Oft wird die sprechende Person bereits unterbrochen, bevor der Gedanke ganz entfaltet wurde.

    Otto Scharmer hat als wesentlichen Bestandteil der Theorie U vier Ebenen des Zuhörens beschrieben:

    1. Zuhören aus unseren Gewohnheiten (‚Downloading‘): Wir bestätigen alte Meinungen und Beurteilungen.
    2. Objektfokussiertes Zuhören: Hier zeigen wir Offenheit für neue und ungewohnte Informationen, auch wenn sie unseren Auffassungen widersprechen. (Offenes Denken)
    3. Empathisches Zuhören: Offenheit für die (nicht nur faktische) Perspektive des anderen ermöglicht echten Dialog. (Offenes Herz)
    4. Schöpferisches Zuhören: Zuhören mit der inneren Bereitschaft zu unerwarteten Ergebnissen ermöglicht gemeinsames schöpferisches Handeln aus der ‚sich abzeichnenden Zukunft‘ (O. Scharmer). (Offener Wille)

    Viele der Konflikte, in denen wir uns befinden, verschlimmern sich durch unzureichendes Zuhören, vor allem wenn es auf die Ebene 1 beschränkt ist. Daher ist es ein wichtiger Teil unseres Führungsweges, sich mit diesen Ebenen zu befassen. Gerade eine kontemplative oder meditative Praxis schafft oft erst die Voraussetzungen zu einem tieferen Zuhören.

    Auf diesem Weg, den wir alle beschreiten, bieten wir eine Gelegenheit zum Innehalten und gemeinsamen Austausch an und laden sehr herzlich zum Zen Leadership Seminar „Mindful Leader“ ein.

    Teil 2 der Blogbeitragsserie von Prof. Dr. Axel Glasmacher, Zen Leadership Trainer

    Hier geht es zu Teil 1 und Teil 3.

  • Mindful Leader: Das Zen des Zuhörens – Teil 1

    Mindful Leader: Das Zen des Zuhörens – Teil 1

    Mindful Leader: Warum ist achtsame Führung wichtig?

    Ein Universitätsprofessor kam zu Nan-in, einem Zen-Meister, und erkundigte sich nach dem Zen. Während Nan-in erklärte, unterbrach ihn der Professor häufig mit Bemerkungen. Schließlich fing Nan-in an, Tee zu servieren. Er schenkte so lange ein, bis die Tasse überlief. „Genug!“, unterbrach ihn der Professor noch einmal. „Es darf nichts mehr in die Tasse kommen!“ „Ja, ich verstehe“, antwortete Nan-in. „Wie dieser Becher bist du voll von deinen eigenen Meinungen und Spekulationen. Wie kann ich dir Zen zeigen, wenn du deinen Becher nicht leerst?“

    Als Führungskräfte drängen sich für uns immer Fristen, Strategien, Ziele und Ergebnisse in den Vordergrund, so bleibt oft wenig Gelegenheit, sich vorbehaltslos für Neues zu öffnen. Wir sind ganz erfüllt mit unserer Mission, unserer Strategie, unserer Richtungsvorgabe. Gerade wenn mein Kollege mit seiner Idee in die aus meiner Sicht falsche Richtung vorprescht, möchte ich sie stoppen und meine Inhalte vorbringen. Dabei geht oft die Möglichkeit verloren, das Gute im Falschen wahrzunehmen und zu fördern. Oder gar das Falsche in den eigenen Vorstellungen wahrzunehmen.

    Wie kann ich meinen KollegInnen als ‚leere‘ Tasse gegenübertreten und doch meine innere Orientierung nicht verlieren? Wie kann ich mit ganzen Wesen zuhören, ohne währenddessen meine Antwort vorzubereiten und doch nicht sprachlos dastehen?

    Mindful Leader

    Ein persönlicher Schulungsweg mit Achtsamkeit und Meditation kann helfen, die inneren Voraussetzungen für gutes Zuhören zu schaffen.  Die dabei gefundene Selbsterkenntnis ist für den Führungsweg unersetzlich.

    Auf diesem Weg, den wir alle beschreiten, bieten wir eine Gelegenheit zum Innehalten und gemeinsamen Austausch an und laden sehr herzlich zum Zen Leadership Seminar „Mindful Leader“ ein.

    Blogbeitrag von Prof. Dr. Axel Glasmacher, Zen Leadership Trainer

    Hier geht es zu Teil 2 und Teil 3 der Blogserie.

  • Soft front – strong back: Der Königsweg der Führung

    Soft front – strong back: Der Königsweg der Führung

    „Soft front – strong back“ bedeutet, offen für alle Impulse und Ideen zu sein. So gelingt es Führungskräften, nicht vorschnell zu reagieren.

    Wer führt, kennt Situationen, die einer raschen Entscheidung bedürfen. Kritische Situationen, wie in der Klinik ein Notfalleingriff, eine Reanimation. Der Pilot der in Sekundenschnelle entscheiden muss. In solchen absoluten Notfallsituationen braucht es Klarheit, Mut, Einsatzwillen, Wissen und eine klare Order an die Menschen, die in der Situation unterstützen.

    Bequeme Verschwendung von Potential

    Wenn wir ehrlich sind, fallen die meisten Entscheidungen und Gespräche, die wir führen nicht in diese Kategorie. Manchmal ist es als Führungskraft einfach bequemer, eine klare Ansage zu machen, das muss auch nicht falsch sein. Leider verliert man so viel Kraft und die Mitarbeiter werden keineswegs selbstständiger. Das Potential an frischen Ideen und innovativen Ansätzen versiegt, wenn immer der Hammer der allwissenden Führungskraft den Weg durch die Wand schlägt.

    Das Konzept soft front – strong back, kommt aus dem Gesundheitswesen und der Sozialarbeit. Es bedeutet, dass man offen für alle Impulse und alle Ideen ist, auch wenn man erst einmal nicht erkennen kann, wohin sich eine Situation entwickeln wird. Im Zen entspricht dies der Grundhaltung von open awareness, der Offenheit für alles was ist. Auch wenn es eine vermeintliche Katastrophe sein mag. Jon Kabat Zinn hat dies in seinem Buch: „living the full catastrophe“ genannt.

    Innere Stärke als Basis

    Das klingt zunächst wenig einladend. Nach viel Anstrengung mit unsicherem Ausgang. Und es bedarf tatsächlich großer inneren Stärke und Gelassenheit, um sich auf dieses Experiment einzulassen. Eine innere Stärke die auch vielen weichgespülten New Work und Agilitätsansätzen guttäte.
    Die körperbetonte Erdung im Zen, mit ihrem Fokus auf dem Unterbauch, dem Hara, bildet hierfür die notwendige Voraussetzung.

    Durch die regelmäßige Übung des Zazens gelingt es auch in kritischen Situationen, gelassen zu bleiben. Nicht vorschnell zu reagieren, sondern dem „Drama“ den Raum zu geben sich wirklich zu entfalten. Das mag befremdlich klingen, birgt aber große Schätze, die es zu heben gilt. Für viele Mitarbeiter ist diese Grundhaltung in der Führung ebenfalls gewöhnungsbedürftig.

    Gelassene Grundhaltung: Strong back

    Diese nicht wertende Kommunikation wird durch die Führungskraft vorgelebt. Neugierig, gelassen, sanftmütig zu bleiben. Das gelingt nur, wenn Grenzen spürbar sind, ohne verbal ausgesprochen zu werden. Strong back. Die fühlbare innere Stärke, die gelassene Grundhaltung hinter der liebevollen, offenen Front. Insbesondere bedeutet dies eine Haltung, bei der es bei der Führungskraft nicht zu einer persönlichen Reaktion kommt. Die kritische Situation wirkt nicht als Trigger, löst keine Coping Mechanismen aus, keine überschnellen emotionalen Reaktionen. Eine herausfordernde Übung für manche sonst so entscheidungsfreudige Führungskraft.

    Außerdem fällt für den Mitarbeiter die oftmals durchaus erlösende schnelle Entscheidung der Führungskraft weg. Gerade dieser Moment kann Initialzündung für eine neue Lösung sein, für die Entdeckung von neuen Mitarbeitern, die bereit sind Verantwortung zu übernehmen. In komplexen Situationen kann dies allerdings bedeuten, dass eine Entscheidung vertagt werden muss, bis sich die Beteiligten über die Probleme und mögliche Lösungen klarer geworden sind. Bis die beste und nicht die schnellste Lösung gefunden wird.

    Offen für neue Lösungen

    Die Grundhaltung von Soft front – strong back ist Zen im Alltag in Reinform. Immer wieder in herausfordernden Situationen einen Schritt zurücktreten. Mit Offenheit und doch geerdet, alles erst einmal nur wirken zu lassen, um es dann mit neuen Augen zu betrachten und neue Lösungen zu finden.

    Geerdete Führung mit Heiterkeit und Gelassenheit.

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    Mehr zum Thema: Führen ohne Ego

    Blogbeitrag von Prof. Dr. Angela Geissler, Meditationslehrerin, Ärztin und Autorin

  • Führen ohne Ego

    Führen ohne Ego

    Kann man ohne Ego führen? Eine herausfordernde Frage.

    Betrachtet man moderne, als erfolgreich bewertete Führungseigenschaften, aber auch überlieferte Tugenden von Führern, ergeben sich spannende Einsichten.

    Die egozentrierten charismatischen Bannerträger auf ihren Bananenkisten, sind langfristig keineswegs die erfolgreichsten Führer.

    Hinweise aus dem „Dao de Jing“

    Aber was bedeutet „Führen ohne Ego“? Es bedeutet: Führen aus der Ebene des Nicht-Handelns, eigentlich aus der Ebene des Nicht-Agierens. Ein erster kleiner Hinweis.

    Das älteste Handbuch für Führungskräfte, das „Dao de Jing„, gibt hier sehr eindeutige Handlungsanweisungen. Schon der Titel ist Programm: „Textsammlung über den Weg der Tugend“.

    Tugendhafte Führung

    Das klingt ziemlich verstaubt. Die Werte, die darunter subsummiert werden, sind unserer Zeit sehr angemessen. Wie etwa: Führen mit Demut, Selbstlosigkeit, Güte. Liest man Collins oder Laloux im Hinblick auf diese innere Haltung, kann man leicht erspüren, dass diese Werte sich dort verbergen.

    Es geht eben nicht um ein intellektuelles Verständnis, die super genaue Wirtschaftsanalyse, sondern um das gelebte Vorbild: Die Zurücknahme des Selbst, das Sein im Augenblick. „Also auch der Berufene: Er setzt sein Selbst hintan und sein Selbst kommt voran. Er entäußert sich seines Selbst, und sein selbst bleibt erhalten… Weil er nichts Eigenes will, darum wird sein Eigenes vollendet.“ (Dao de Jing 7). Nicht führen durch Aktionismus, sondern durch gelassenes Sein.

    Die Intention setzen, die innere Ausrichtung, dies beinhaltet sehr wohl, die analytischen Rahmenbedingungen zu kennen; aber sie bestimmen das notwendige, das richtige Handeln nicht. Sie sind ein Puzzleteil unter vielen. „… viele Worte erschöpfen sich daran. Besser ist es das Innere zu bewahren“ (Dao de Jing 5). „Wenn die Ego-getriebene Entscheidung in den Hintergrund tritt, dann wird die Welt von selber recht“ (Dao de Jing 37). Der Berufene häuft keinen Besitz auf, je mehr er für andere tut, desto mehr besitzt er, je mehr er anderen gibt, desto mehr hat er.

    Führen ohne Ego  Foto: Wikicommons

    Die innere Ausrichtung

    Es sind weniger die Worte, die zählen, sondern die innere Ausrichtung. Diese non-verbale Ebene der Kommunikation kann nur funktionieren, wenn man in jedem Augenblick vollkommen präsent und authentisch ist. Nicht im Sinne von leeren Managementfloskeln, sondern im tiefsten Sinn.

    Genau dort liegt auch der Haken, die Schwierigkeit, die wunderbare Führungswelt des Dao de Jing zu leben.

    Notwendigerweise bedeutet dies vollkommen zu erkennen: wer bin ich wirklich und was ist diese Welt. Nicht als kleines Blitzlicht auf dem Meditationskissen, sondern als Sein in der Welt.

    Würde ein Buddha ein Unternehmen oder einen Staat führen? Wir wissen es nicht. Es gab jedoch Politiker die Taoistische Meister waren. Der buddhistische König Ashoka hat sein komplettes Reich umstrukturiert.

    Die ersten Schritte hin zu einer wahrhaftigen Haltung der Führung sind glücklicherweise einfach.

    Wer ärgert sich?

    Innehalten und erkennen: Ich ärgere mich. Das sagt schon viel aus. Ich bin es der sich ärgert, gleichgültig was diesen Ärger ausgelöst hat, ich bin es selbst. Lasse ich diesen Ärger los, denn das vermag ich (Epiktet), dann habe ich einen kleinen Zipfel des Egos hinter mir gelassen. Vielleicht nur für eine kurze Zeit. Es hilft, immer wieder die eigenen Handlungen und Gedanken zu betrachten: Was macht das Ego da? Wer denkt? Bin ich meine Gedanken? Oder ist da noch etwas anderes? Schrittweise aus den antrainierten Coping-Mechanismen des Alltags aussteigen. Die ganze Welt wird so zum Übungsfeld, mit allen Freuden, Widrigkeiten und Hindernissen, Malaisen und Ungereimtheiten, um aus dem Ego immer wieder und wieder auszusteigen. Sich fragen: Ist es heilsam? Wer handelt? Bis das Ego müde, frustriert oder wütend aufgibt.

    Auf diesem Weg, im Scheitern, im Aufstehen im Weitergehen verwandelt sich der Führungsstil. Verschwinden festgefügte Glaubenssätze, wird die permanente Veränderung zum eigentlichen Weg. Werden die Sätze des Dao de Jing erlebbar. Zu erfahren, dass Führung nicht bedeutet auf die Bananenkiste zu klettern, um zu verkünden was richtig ist, sondern eine weise und demütige Haltung der Führung zu entwickeln. Den Dingen Entwicklungsraum zu gewähren. Gar nicht einfach in unserer Welt der schnellen Entscheidungen und Zielvereinbarungen.

    Führen ohne Ego

    Dann zu erkennen, dass es viele Wege gibt, viele Ideen und man nicht vorschnell Urteile fällen sollte (Shinmen Musashi), dass die kreative, neue Idee den Raum des Non-Ego in der Führung braucht.

    Das Ego ist hart und stark und hilft beim Überleben, das Non-Ego ist fließend und schwach und ist das Leben. „Das Allerweichste auf Erden überholt das Allerhärteste auf Erden. Das Nichtseiende dringt auch noch ein in das, was keinen Zwischenraum hat. Daran erkannt man den Wert des Nicht-Handelns. Die Belehrung ohne Worte, den Werte des Nicht-Handelns erreichen nur wenige auf Erden.“ (Dao de Jing 43)

    Mit jedem Atemzug, mit jedem Schritt, mit jeder Entscheidung diesem Ziel ein bisschen näherkommen und so zum fließenden Wasser der Veränderung werden.

    Ein wundervoller, abenteuerlicher Weg. Ein Zen-Weg im Leben, Führen ohne Ego…

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    Blogbeitrag von Prof. Dr. Angela Geissler, Meditationslehrerin, Ärztin und Autorin

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    Zum Thema: Wie wir herausfinden, wofür es sich zu leben (und zu arbeiten) lohnt – Ikigai.

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