Schlagwort: Zen-Meditation

  • Selbstmitgefühl als Motor für kraftvolles Führen

    Selbstmitgefühl als Motor für kraftvolles Führen

    Selbstmitgefühl zu entwickeln, lohnt sich. Wieso wir dadurch nicht nur uns selbst unterstützen, sondern auch kraftvoller führen können.

    Ob Führungskraft oder nicht… viele Menschen kennen es: Läuft im privaten oder beruflichen Alltag mal etwas nicht wie geschmiert, ist es wahrscheinlich, dass wir uns für unsere Schwächen und Mängel kritisieren. Auf scheinbare Misserfolge und Fehltritte reagieren wir nicht selten mit innerlich abwertenden Kommentaren und suchen nach Strategien, um das subtile Gefühl der Unzulänglichkeit auszulöschen. Uns Fehler und Laster zu verzeihen, fällt schlichtweg nicht leicht.

    Selbstkritik, Abwertung und Verurteilung im Umgang mit der eigenen Person führen jedoch langfristig in den klassischen Teufelskreis von „höher, weiter, schneller“ und lassen den Stresspegel steigen. Zudem fällt uns auch der herzliche Umgang mit unseren Mitmenschen deutlich schwerer, wenn wir Strenge und Härte uns selbst gegenüber walten lassen. Schenken wir uns jedoch in schwierigen Zeiten Milde, Mitgefühl, Verständnis und Fürsorge steigt unsere Lebenszufriedenheit sowie das emotionale Wohlbefinden (Neff, 2003, 2007; Shapira & Mongrain, 2010; Gilbert, 2010).

    Selbstmitgefühl: Selbstverachtende Verhaltensweisen transformieren

    Liegt es da nicht nahe, einen Weg zu finden, liebevoller mit sich umzugehen? Eine innere Haltung, die es uns ermöglicht, sich mit der eigenen Unvollkommenheit zu versöhnen? Vielleicht sogar Freundschaft mit jenen Seiten der Persönlichkeit zu schließen, die man nicht mag?
    Diese und weitere Fragen rund um Themen wie Selbstliebe, Eigenakzeptanz und Wertschätzung der eigenen Person beantwortet die amerikanische Psychologie-Professorin Kristin Neff in ihrem Buch „Selbstmitgefühl“ (2011). Ausführlich beschreibt sie, wie wir lernen können, selbstverachtende Verhaltensweisen zu transformieren… hin zu einer heilsamen Lebenshaltung, die von Mitgefühl und Nachsichtigkeit gekennzeichnet ist.

    Als Selbstmitgefühl umschreibt Kristin Neff nicht nur die Fähigkeit, Gefühle wie Wärme und Freundlichkeit zu aktivieren und auf sich selbst zu richten, sondern auch die Möglichkeit, sich seine Grenzen und Schwächen zu vergeben und sich als Mensch zu akzeptieren. Eine mitfühlende innere Einstellung der eigenen Person gegenüber ist insbesondere im Erleben von negativen Emotionen von Relevanz, denn durch sie können wir trotz herausfordernden Situationen wohlwollend, tolerant und geduldig mit uns umgehen (Neff, 2011).

     

    Selbstmitgefühl als Motor für kraftvolles Führen

    Drei Kernkomponenten von Selbstmitgefühl:

    Achtsamkeit: Hierbei geht es darum, die Aufmerksamkeit darauf das zu richten, was ist und den jeweiligen Umständen Anerkennung zu schenken, ohne etwas verändern, bewerten oder verurteilen zu wollen.

     

    Selbstmitgefühl als Motor für kraftvolles Führen  Verbundenheit: Unter dieser Komponente wird verstanden, sich mit allen Menschen verbunden zu fühlen. Leid, Versagen und Imperfektion sind Teile des menschlichen Erlebens und wir können uns unseren Mitmenschen, dadurch dass sie ebenso unvollkommen und verletzlich wie wir, nahe fühlen.

     

    Selbstfreundlichkeit: Unter diesem Punkt ist zu verstehen, liebevoll und akzeptierend mit sich selbst umzugehen, so wie ein guter Freund es tun würde. Insbesondere in Zeiten widriger Umstände ist es elementar, Sympathie und Verständnis für sich aufzubringen, sowie sich selbst zu trösten.

     

    Selbstmitgefühl als Motor für kraftvolles Führen

    Selbstmitgefühl ist nicht gleichzusetzen mit Selbstmitleid:

    Selbstmitgefühl basiert im Gegensatz zu Selbstmitleid auf dem Gefühl der Verbundenheit mit allen Menschen, denn Kummer und Schmerz wird als Teil der menschlichen Existenz und als verbindendes Element zwischen allen Wesen verstanden. Selbstmitleid hingegen wird als Isolation erfahren und zwar im starken Kontrast zwischen dem eigenen Erleben und dem anderer. Das Empfinden von Selbstmitleid zeichnet sich demnach durch das Gefühl der Abgeschnittenheit von dem sozialen Umfeld aus. Ganz im Sinne von „Nur mit geht es schlecht – die anderen haben es so viel besser“ (Neff, 2011).

    Mit Selbstmitgefühl kraftvoller Führen:

    Führungskräfte, die sich selbst gegenüber mitfühlend sind, zeigen mehr Mitgefühl mit ihren Mitarbeitenden, KollegInnen und Vorgesetzten. Dadurch verbessern sich die zwischenmenschlichen Kontakte am Arbeitsplatz und die innerbetriebliche Kooperationsbereitschaft steigt. Eigene warme Beziehungsqualität wirkt sich ebenso positiv auf die Leistungsfähigkeit, Motivation und Ausdauer der Teammitglieder aus.

    Weisen Führungspersonen ein ausgeprägtes Maß an Selbstmitgefühl auf, zeigen diese zudem eine größere Vergebungsbereitschaft (Enright et al., 1998). Die Fähigkeit vergeben zu können, geht mit konstruktiverem Feedback einher, was bei Mitarbeitenden die Angst vor Fehlern abgebaut und zur psychischen Sicherheit im Team beiträgt.

    Auch ein stabiler Selbstwert steht in Zusammenhang mit der Fähigkeit, in herausfordernden Zeiten freundlich und nachsichtig mit sich umzugehen (Neff & Vonk, 2009). Verfügen leitende Personen über einen mitfühlenden Selbstumgang, wird deren Selbstbewertung angemessener. Es steigt die innere Zufriedenheit und die Achtung vor der eigenen Person, wodurch der häufig schädliche soziale Vergleich mit anderen Führungskräften und rivalisierendes Konkurrenzverhalten gesenkt wird.

    Selbstmitgefühl korreliert darüber hinaus negativ mit Depressionen, Angst und Grübeln (z.B. Leary, Tate, Adams, Batts Allen & Hancock, 2007). Psychischem Stress und Erschöpfung wird entgegengewirkt, wenn Leader eine heilsame und wohlwollende Haltung im Umgang mit Fehlern, Kritik und Herausforderungen an den Tag legen.

    Zen-Meditation stärkt das Selbstmitgefühl

    Obgleich die Grundlagen des Selbstmitgefühls bereits seit Jahrhunderten in der östlichen Philosophie und dem Buddhismus verankert sind, scheint dieser Ansatz im Westen doch relativ neu. Eine Möglichkeit das Selbstmitgefühl im Alltag zu stärken, stellt regelmäßige Meditation, wie sie auf den Zen-Leadership Seminaren praktiziert wird, dar. In der Sitzmeditation – dem Zazen – werden alle drei Kernkomponenten einer Haltung, die durch Selbstmitgefühl geprägt ist, angesprochen: Annehmen was ist, sich mit allem verbunden fühlen, freundlich mit sich umgehen. Eine weitere im Zen häufig praktizierte Übung, um sich selbst Zuwendung und Einfühlsamkeit zu schenken, ist die sog. Metta-Meditation. Hierbei nehmen Meditierende Kontakt zu ihren Herzensqualitäten auf und kultivieren bewusst eine liebevolle und gütige Haltung sich selbst, anderen Menschen und allen Wesen gegenüber. Diese Meditationsform wird derzeit im Bereich der Emotionsforschung auch im Westen untersucht (z.B. Fredrickson, Cohn, Coffey, Rek & Finkel, 2008).

    Auf einem Zen Leadership Seminar bekommen die Teilnehmenden demnach neben Vorträgen zu aktuellen Führungsthemen, individuellen Coachings und inspirierenden Gruppenarbeiten, auch die Chance, in die traditionelle Zen-Praxis eintauchen und ganz nebenbei ihr Selbstmitgefühl zu stärken.

     

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    Das Buch von Kristin Neff ist zu erwerben unter: https://www.penguinrandomhouse.de/Buch/Selbstmitgefuehl/Kristin-Neff/Kailash/e406238.rhd

    Beitrag von Laura Joswig (Zen Leadership Trainerin, Ergotherapeutin, Coach und Trainerin für mentale Gesundheit und positive Kommunikation)

  • Die Bedeutung der 3 Nen im Führungsalltag

    Die Bedeutung der 3 Nen im Führungsalltag

    Katsuki Sekida beschreibt, wie durch die 3 Nen Bewusstsein entsteht. Was bedeutet das für den Führungsalltag?

    Katsuki Sekida war ein Zen-Meister, der von 1893 bis 1987 gelebt hat. Er hat sich sehr mit physiologischen und psychologischen Vorgängen im Menschen bei der Zen Meditation beschäftigt. In seiner Theorie der 3 Nen zeigt er sehr anschaulich, wie unser Bewusstsein und unsere Ich-Entwicklung entstehen. Welche Bedeutung die 3 Nen für unseren Führungsalltag haben, wird hier erläutert.

    Was ist ein Nen?

    Aus physiologischer Sicht ist ein Nen ein Gedankenimpuls, ein elektrischer Strom, der in unserem Nervensystem von einem Ort zu einem anderen läuft. Die Gesamtheit aller Nens erzeugen unsere Wahrnehmung, unsere Erfahrungen und schließlich das, was wir unser Ich nennen.

    Wie durch die 3 Nen Bewusstsein entsteht

    Über unsere Sinnesorgane sind wir mit der uns umgebenden Welt verbunden. Wir sehen, riechen, fühlen, hören, schmecken. Am Beispiel des Sehens entsteht auf der Netzhaut des Auges ein Bild wie auf einer Leinwand, das in der Netzhaut in elektrische Impulse umgewandelt wird. Diese elektrischen Impulse werden über die Sehnerven ins Sehzentrum im hinteren Teil unseres Großhirns geleitet. Bis hierher handelt es sich also um eine völlig reine Wahrnehmung. Dies ist das erste Nen.

    Das bleibt nicht unbemerkt. Wir werden uns des ersten Nens bewusst. Im limbischen System, einem entwicklungsgeschichtlich alten Teil unseres Gehirns, entstehen Gefühle über die Wahrnehmungen. Wir bewerten unsere Wahrnehmungen, kleben sozusagen Etiketten auf. Dies mag ich, jenes mag ich nicht. Wir teilen die Welt ein in gut und böse. Gleichzeitig werden die Wahrnehmungen untereinander verknüpft. Das ist wichtig, damit wir nicht umfallen, wenn wir den Kopf bewegen und das Gesehene wie ein Film an uns vorbei läuft. Dies alles entspricht dem zweiten Nen.

    Erst jetzt kommt das Großhirn ins Spiel. Die Wahrnehmungen werden mit unserem Gedächtnis, Sprachzentrum, Sprechzentrum, unserer Intelligenz und Kreativität, den Zentren für emotionale Kontrolle, der Körperempfindung und den motorischen Zentren, die unsere Bewegungen und Körperhaltung ermöglichen, verknüpft und abgeglichen. Dies alles entspricht dem dritten Nen.

    Strom des Bewusstseins und Ich-Bildung

    Alle Nens sind untereinander verbunden. Auf jedes erste Nen folgt ein zweites und ein drittes. Da wir aber nicht nur eine Wahrnehmung zur Zeit haben, sondern ganz viele, laufen viele dieser Nen-Ketten gleichzeitig ab und sie sind miteinander vernetzt. So entsteht aus jedem dritten Nen immer auch ein neues erstes und zweites Nen. Denn wir nehmen auch unser Denken wahr und diese Wahrnehmung erzeugt eine neue Nen-Kette von erstem, zweitem und drittem Nen. Alles zusammen bildet eine fortlaufenden Strom von Nen-Ketten, die dazu führen, dass wir unserer selbst und der Welt um uns herum bewusst werden.

    Von Geburt an und ganz sicher auch schon davor setzt dieser Bewusstseinsstrom ein. Aus unseren Wahrnehmungen, der Bewertung dieser Wahrnehmungen, unseren daraus folgenden Handlungen und den Reaktionen der Umwelt entstehen unsere Erfahrungen und letztlich das, was wir als unser Ich bezeichnen. Kurz: Dies bin ich und jenes ist die Welt um mich herum. Durch Erfahrungen bestätigt und verstetigt sich das Bild von uns selbst und der Welt. Es ist wie bei Online-Käufen. Die Plattformen bieten uns schließlich nur noch eine eingeschränkte Auswahl an Artikeln an, die unserem Profil entsprechen. Dies ist ein sicherer Weg, ein in seinen Ansichten eingeschränkter, wenig flexibler, letztlich granteliger alter Mensch zu werden.

    Interessant ist dabei auch, dass uns immer nur das stärkste dritte Nen richtig bewusst wird. Alle schwächeren laufen unterbewusst ab, entfalten jedoch ebenfalls ihre Wirkung in diesem Prozess. Unbewusste Nen-Ketten bauen einen Druck auf und können zu eruptivem Verhalten führen.

    Welche Bedeutung hat das für unseren Führungsalltag?

    Unser Führungsalltag ist bestimmt durch Gespräche mit Mitarbeitenden und Geschäftspartnern. Wenn wir uns in einem wichtigen Gespräch befinden, ist es meist von Vorteil, die Situation zunächst so wahrzunehmen, wie sie wirklich ist. Durch den ständigen Ablauf und die Wechselwirkung der drei Nen tun wir das nicht wirklich. Vor allem das dritte Nen sorgt dafür, dass wir jede Wahrnehmung mit unserer gesamten Lebensgeschichte abgleichen und kommentieren. Da nur das jeweils stärkste dritte Nen in unsere Aufmerksamkeit springt, spielt sich der Großteil der dritten Nens in unserem Unterbewusstsein ab, entfaltet dort jedoch auch seine Wirkung. Wir nehmen die Gesprächssituation also nicht objektiv wahr, sondern durch das Filter unseres Bewusstseinsstroms. Oder pointiert: Wir nehmen nur das wahr, was wir wollen. Wir sind nicht wirklich offen, wenn wir eine Gesprächssituation so wahrnehmen, sondern unterliegen unseren Vorgeschichten und Vorurteilen.

    Wir kennen das alle aus dem Alltag: Mit den Jahren in einem Betrieb oder in Geschäftsbeziehungen kennt man seine Pappenheimer. Schon ist die Offenheit im Umgang miteinander beschränkt. Oder Worte, Gesten oder die Kleidung des Gegenübers erinnern uns an angenehme oder unangenehme Erfahrungen aus der Vergangenheit. Wird uns dies bewusst, besteht die Chance, möglichst professionell gegenzusteuern. Meistens laufen solche Prozesse jedoch unbewusst ab. Dann sind wir Opfer unseres bisher im Leben erworbenen Ichs.

    Zen Meditation eröffnet hier eine Chance

    In der Zen Meditation üben wir anzuhalten. Wir trainieren, auf der Ebene des ersten Nens, also der reinen, unkommentierten und unverstellten Wahrnehmungen, innezuhalten. Wir trainieren, die Welt so wahrzunehmen, wie sie ist. Die Etiketten fallen ab.

    Dies eröffnet einen wunderbaren Raum. Bewusstseinsströme sind veränderbar. Wir erkennen unsere eingefahrenen Muster und sind erst dadurch überhaupt in der Lage, Situationen wirklich offen wahrzunehmen. Erst dadurch können wir Neues ausprobieren, neue Erfahrungen machen, flexibel auf Veränderungen reagieren, das bisher von uns Ungedachte denken und Neues erfinden. Wir müssen nicht so bleiben, wie wir sind. Das ermöglicht Entwicklung und Wachstum.

    Diese Möglichkeit haben wir jederzeit, in jedem Moment, solange unser Nervensystem und unser Denkorgan funktionieren. Jederzeit haben wir die Möglichkeit, uns und anderen diesen wunderbaren Raum zu öffnen. Wir müssen nicht immer alles glauben, was wir denken. Je länger und intensiver unser Trainingsweg ist, desto agiler und schneller werden wir. Es ist wie bei jedem Training.

    Jedes Seminar des Zen Leadership Way öffnet dabei einen anderen Aspekt:

    https://www.zen-leadership.training/

    Zum Buch „Zen Training“ von Katsuki Sekida:

    https://www.zvab.com/buch-suchen/titel/zen-training/autor/katsuki-sekida/

    Beitrag von Dr. med. Michael Neuber

  • Zen und Fokus – Teil 3: Metta

    Zen und Fokus – Teil 3: Metta

    Metta-Meditation hat zahlreiche positive Effekte. Um den Geisteszustand Metta hervorzurufen, müssen wir uns darauf fokussieren. Im Gegensatz zu „Hara“ und „Achtsamkeit“ ist Metta kein Tool sondern ein Ziel, eine Gesinnung, eine Haltung.

    Das ist der dritte Teil der Serie “Zen und Fokus” mit dem Schwerpunkt Metta; hier geht es zu Teil 1: Hara.und Teil 2: Achtsamkeit.

    Was bewirkt Metta-Meditation?

    Metta-Meditation hat einen überraschenden und einzigartigen Effekt:

    • Die im Gehirn bei Mitgefühl beteiligten Schaltkreise werden gemeinsam mit den Schaltkreisen für Freude und Glück aktiviert. Dies fördert eine altruistische Einstellung (Quelle: D. Goleman & R.J. Davidson: Altered traits)
    • Gefühl größerer sozialer Verbundenheit mit einer positiveren Einstellung gegenüber unbekannten Personen (Cendri et al., Stanford University. Emotion 2008;8:720-724)
    • Größeres Sinnerleben, positivere Beziehungen zu anderen Personen, weniger körperliche Beschwerden. Personen sind zufriedener mit ihrem Leben, weniger depressive Symptome (Fredrickson et al., University of North Carolina, Chapel Hill: J Person Soc Psychol 2008;5:1045-1062)
    • Weitere Studien zeigten positive Effekte bei Schizophrenie und Depressionen
    • Weitere Literatur: Tanja Singer: eBook http://www.compassion-training.org/

    Was ist Metta?

    Metta ist eine der 4 Brahmavihāras = himmlische Verweilzustände, eine der 4 Wohnstätten Brahmas.

    1. Metta (Pali) = Maitri (Sanskrit): Liebende Güte, wie ein Sonnenmeer

    Zen und Fokus – Teil 3: Metta

    2. Karuna: Mitfühlende Liebe, wie eine Mutter zu ihrem Kind

    Zen und Fokus – Teil 3: Metta

    3. Mudita: Selbstlose Mitfreude, Entzücken wie Frühlingssonne

    Zen und Fokus – Teil 3: Metta

    4. Upekkha: Gelassenes Sein, nicht anhaften, wie ein stiller, weiter Ozean

    Zen und Fokus – Teil 3: Metta

     

    Wie geht Metta-Meditation? Was sind die Voraussetzungen?

    • Innere Ausrichtung – Fokus
    • Stille – Konzentration
    • Achtsamkeit

    Quelle: Teisho von Zen-Meister Hinnerk Polenski

    Zen und Fokus – Teil 3: Metta

    Häufige Metta-Praxis

    Hervorrufen des Gefühls der liebenden Güte durch Mantren – zunächst für sich

    • Möge ich glücklich sein
    • Möge ich in Frieden leben
    • Möge ich frei von Leiden sein

    Danach Hervorrufen des Gefühls der liebenden Güte durch Mantren – für eine nahestehende Person

    • Mögest du glücklich sein
    • Mögest du in Frieden leben
    • Mögest du frei von Leiden sein

    Dann Hervorrufen des Gefühls der liebenden Güte durch Mantren – für eine neutrale Person

    Schliesslich Hervorrufen des Gefühls der liebenden Güte durch Mantren – für eine Person, die man nicht mag

    Zuletzt Hervorrufen des Gefühls der liebenden Güte durch Mantren – für alle fühlenden Wesen

     

    Blogbeitrag von Prof. Dr. med. Tilo Andus, Zen Leadership Trainer und Arzt

  • Zen und Fokus – Teil 2: Achtsamkeit

    Zen und Fokus – Teil 2: Achtsamkeit

    Das ist der zweite Teil der Serie „Zen und Fokus“ mit dem Schwerpunkt Achtsamkeit; hier geht es zu Teil 1: Hara.

    Meditation schult immer wieder unsere Aufmerksamkeitsgewohnheiten, insbesondere die Re-Fokussierung bei schweifenden Gedanken. Achtsamkeit ist die Basis jeder Meditation!

    Zen und Fokus – Teil 2: Achtsamkeit

    Was ist Achtsamkeit?

    Nach Jon Kabat-Zinn: Form der Aufmerksamkeit, die

    1. absichtsvoll ist,

    2. sich auf den gegenwärtigen Moment bezieht

    3. nicht wertend ist.

    Woher kommt die Achtsamkeitsmeditation?

    Vipassana – Historische Wurzeln

    Zen und Fokus – Teil 2: Achtsamkeit

    Aus dem Buddhismus:

    • Pali Canon: Satipatthana Sutta; Anwesenheit von Achtsamkeit
    • Achtsamkeit ist das 7. Glied des Edlen Achtfachen Pfades,
    • Achtsamkeit ist der erste Punkt der Sieben Faktoren des Erwachens
    • Achtsamkeit ist die dritte Fähigkeit der insgesamt Fünf Fähigkeiten: Vertrauen, Energie, Achtsamkeit, Sammlung, Weisheit.

    Aus dem Yoga – Yogasutra des Pantanjeli:

    Kapitel 3: Achtsamkeit ist ein wichtiger Schlüssel zur Freiheit

    Zen und Fokus – Teil 2: Achtsamkeit

    Es gibt verschiedene Formen der Achtsamkeitsmeditation

    • Achtsamkeit auf den Körper / Körperbewusstsein
    • Achtsamkeit auf Empfindungen / Gefühle / Emotionen
    • Achtsamkeit auf den Geist, dessen aktueller Zustand
    • Achtsamkeit auf Geistesobjekte: alles was wahrgenommen wird

    Was passiert bei Achtsamkeits-Meditation auf den Körper?

    • Fokus auf das Spüren z.B. des Atems oder des Gehens
    • Führt zu einer Vermehrung der grauen Substanz in der rechten vorderen Insel
    • Vermehrung der der grauen Substanz der temporo-parietalen Verbindung
    • Schult Aufmerksamkeit, beugt Überlastung und Krankheiten vor

    Was passiert bei Achtsamkeits-Meditation auf Empfindungen?

    • Aktivierung der anterioren cingulären Hirnrinde und der dorsalen medialen präfrontalen Hirnrinde
    • ACC hat mehr graue Substanz bei erfahrenen Meditierenden
    • Anstieg des Theta-Rhythmus der vorderen Mittellinie – assoziiert mit weniger Angst
    • Das führt zu einer verbesserten Kontrolle darüber, was wir denken!

    Was passiert bei Achtsamkeits-Meditation auf Emotionen

    • Aktivierung des dorso-medialen Präfrontalcortex und der rostralen anterioren cingulären Hirnrinde
    • Aktivierung der ventro-lateralen präfrontalen Hirnrinde reguliert Emotionen durch Hemmung der Amygdala
    • Negative Emotionen verlieren an Kraft
    • Positive Emotionen werden gestärkt
    • Achtsamkeits-Meditation reduziert die Schmerzempfindung in der rechten parietale Hirnrinde und der mittleren-cingulären Hirnrinde
    • Der emotionale Anteil des Schmerzes wird ausgeblendet –> bessere Schmerzkontrolle

    Achtsamkeit auf Geistesobjekte: Alles was wahrgenommen wird
    Offenes Gewahrsein (open awareness, Shikantaza)

    • Open awareness-Meditation hemmt das „default mode network“
    • Als Default Mode Network (DMN) bezeichnet man eine Gruppe von Gehirnregionen, die beim Nichtstun aktiv werden und beim Lösen von Aufgaben deaktiviert werden.
    • Open awarenes-Mediation verbessert die Offenheit und Unvoreingenommenheit
    • Es werden unterschiedliche Neuronen-Netzwerke aktiv, je nachdem, ob wir uns auf ein Ziel konzentrieren oder ob wir unsere zwischenmenschlichen Verhältnisse überprüfen. Diese hemmen sich gegenseitig.
    • Die erfolgreichsten Führungskräfte wechseln innerhalb von Sekunden zwischen beiden hin und her.

     

    Blogbeitrag von Prof. Dr. med. Tilo Andus, Zen Leadership Trainer und Arzt

    Weiterführende Literatur:

    Daniel Goleman: Konzentriert Euch. Piper Verlag
    Daniel Goleman & Richard Davidson in „Altered traits: Science Reveals How Meditation Changes Your Mind, Brain, and Body”. Random House, New York, 2017

  • Wie integriere ich meine Zen-Meditation in den Alltag?

    Wie integriere ich meine Zen-Meditation in den Alltag?

    Zen braucht Zeit, die Zen-Meditation vor allem. Nicht viel zwar, aber der Alltag ist schon so vollgepackt, dass es mir schwerfällt, mir die Zeit zu nehmen. Im Zen-Seminar mit seinem geregelten Zeitablauf habe ich gemerkt, wie wohltuend es ist, Zen-Meditation im Tagesablauf bewusst zu integrieren. Wie schaffe ich es, mir das im Alltag zu bewahren?

     

    Zen-Meditation kann gesundheitlichen Risiken vorbeugen

    Eine wichtige Frage, die sehr, sehr hilfreich ist. Es ist doch so: Wenn ich das Gefühl habe, Zeit zu haben für mich und den Sinn sehe, dass ich meine Welt nur dadurch bewege, dass ich mich in meiner Welt bewege und nicht außerhalb davon, dann meditiere ich vielleicht 25 Minuten. Wenn ich aber feststelle, dass ich keine Zeit habe, dann sollte ich erst recht mindestens eine Stunde Zen-Meditation praktizieren, denn das ist ein ganz wichtiges Warnsignal. In der Tat ist es so, wenn ich keine Zeit mehr habe, bin ich in Gefahr. Und „Gefahr“ ist dabei wörtlich zu nehmen, im schlimmsten Falle Lebensgefahr ‒ denn so etwas kann tödlich ausgehen.

    Das ist ein ganz wesentlicher Punkt, denn Zen ist ein Synonym für Selbstwertschätzung, und dafür, sein eigenes Potenzial zu entwickeln. Es ist von enormer Wichtigkeit, sich klarzumachen, welche Auswirkungen es haben kann, der Meinung zu sein, keine Zeit zu haben. Nicht nur für die eigene Gesundheit, sondern auch letztendlich für die Ziele, die ich erreichen möchte. Man stelle sich einen Menschen vor, der in einem Wald ist und einen Baum fällen möchte und mit einer stumpfen Axt drauf los hackt. Dann geht ihr zu ihm und sagt: „Hallo, deine Axt ist stumpf, willst du sie nicht schärfen?“. Sagt er: „Keine Zeit, ich muss den Baum fällen.“

     

    Der Lebenszeit die Bedeutung verleihen, die sie verdient

    Also, erste Punkt ist: Zeit existiert nicht, sondern es gibt nur eine innere Auslegung von Kausalitäten, die uns in Bedrängnis bringen. Ich kann ja nicht einfach sagen, daß es mein Lebensstil ist, dass zu viele Dinge passieren und dabei bleiben. Dann muss ich Entscheidungen treffen, das ist ganz einfach. Und wo will ich dann einen Cut setzen? Ich arbeite 12 Stunden und bin halb tot, dann kommen 14 Stunden, das ist dann gerade noch okay  usw… Also können wir genauso gut schon bei acht Stunden anfangen einen Cut zu machen.

    Das ist der Weg zum Wesentlichen. Zen ist an dieser Stelle die Fokussierung und die Zen-Meditation der tägliche Weg.

     

    Der innere Schweinehund

    Und wenn ich das getan habe, und mir klargemacht habe, dass ich mir mit Achtsamkeit mir selbst gegenüber die Zeit nehmen muss, kommt ein fast noch härterer Gegner: Der innere Schweinehund.

    Auch hier kann die Lösung wieder nur aus mir selbst heraus kommen.  Viele sind der Meinung, dass der innere Schweinehund nur mit Disziplin zu besiegen ist. Dabei wird allerdings vergessen, dass ich damit genau das Gegenteil von dem tue, was im Rahmen der Achtsamkeit mir selbst gegenüber so wichtig ist. Denn Disziplin impliziert viel zu häufig, mich zu etwas zu zwingen, was ich eigentlich gar nicht möchte, und das ist alles andere als heilsam. Vielmehr sollte ich mir klarmachen, warum ich in erster Linie den Zen-Weg gehen möchte und Zen-Meditation machen möchte. Mir bewusst vor Augen halten, dass mir eben gerade nicht etwas von außen aufgezwängt wird, sondern ich ein intensives Bedürfnis danach habe, meine innere Kraft und Mitte wiederzufinden.

    Der Schlüssel ist also nicht Disziplin, sondern Sehnsucht. Die Sehnsucht nach Glück, die Sehnsucht nach Entwicklung, die Sehnsucht nach Erfüllung. Das ist der Motor, der mich dazu bringt, Zen-Meditation zu praktizieren und mache ich mir das bewusst, hat der innere Schweinehund jede Bedeutung verloren.

     

    Zen-Meister Hinnerk Syobu Polenski 

    im Gespräch mit Seminarteilnehmern, Zen-Kloster Buchenberg, Sommer 2016

  • Zen Übung und Zen Meditation - die Basis für Zen Leadership

    Zen Übung und Zen Meditation – die Basis für Zen Leadership

     In welchem Verhältnis stehen Zen Übung und Zen Meditation?

    Im Zen Leadership Seminar habe ich gesehen, daß die Kombination aus Zen Meditation und eigener, individueller Zen-Übung mir ungemein hilft, die eigene Mitte zu finden und mein Hara zu stärken. In welchem zeitlichen Verhältnis sollten die einzelnen Elemente während des Seminars optimalerweise zueinander stehen?

     

    Daishin Zen und Zen Leadership ist ein ganzheitlicher Ansatz

    Im Daishin Zen und damit auch im Zen Leadership-Seminar geht es nicht nur um das Verhältnis Zen Übung zu Zen Meditation, sondern wir verfolgen einen ganzheitlichen Ansatz, der vor allem drei Schwerpunkte setzt:

    • Der erste Schwerpunkt ist ein sehr verstärktes Vier-Augen-Gespräch, in Form des Taiwas zur Stärkung des Haras zum einen,
    • das persönliche Zen Gespräch mit dem Zen Meister zum anderen.
    • Dazu kommt noch das Dokusan, ebenfalls mit dem Zen Meister und in einem speziell dafür hergerichteten Raum.

    Also als erste Säule ein sehr auf die individuellen Bedürfnisse und Nöte abgestimmter Bereich, sozusagen ein sehr großer „Vier-Augen-Check“.

     

    Zen Übungen für sich und in der Gruppe in Ausgewogenheit

    Und das zweite Drittel ist eine gewisse Menge an Zen Übungen, vor allem Zazen, der wichtigsten Übung im Zen. Diese Zen Meditation im Sitzen hat eine Dauer von 25 oder 45 Minuten, und wird ergänzt durch die persönliche Zen Übung, mit der man noch einmal zusätzlich z. B. die Atemtechnik lernt zu kontrollieren und das Hara zu stärken.

    Das dritte ist, dass jeder Teilnehmer auf dem Zen Leadership Seminar zusätzlich jede Menge Input bekommt in Form von Vorträgen, Fragerunden und Gruppensitzungen, die das Erlebte und Gelernte erweitern, verknüpfen und festigen. Diese drei Felder wechseln sich ab.

    Der Vorteil gerade im Daishin-Zen ist, dass sich jeder Teilnehmer seine Geschwindigkeit selber aussucht. Wenn irgendjemand während des Seminars sagt, „Das ist mir zu viel“, dann kann er Teile davon rausnehmen. Aber es geht auch umgekehrt, man kann auch sagen: „Das ist mir zu wenig“, dann kann man auch Teile dazu nehmen. Vielleicht war man aber auch schon zwei-, dreimal auf einem Zen Leadership Seminar, und sagt, man geht jetzt mal ein bisschen weiter, und will es einfach mal ausprobieren, die ganze Nacht durch zu sitzen, ob man diese Kraft halten kann – auch das ist natürlich kein Problem.

    Für Wiederholer gibt es dann noch zusätzliche Programmpunkte, wie das Zen Gespräch, intensives Training in einer Kleingruppe usw.

     

    Zen Leadership integriert Sport als Zen Training

    Ein weiterer Aspekt ist bei uns im Kloster der körperliche: Es besteht jederzeit die Möglichkeit einer professionellen Massage, und es gibt ein breites Angebot an Sportmöglichkeiten, gerade bei dem Viertagesseminar (Walken, Joggen oder auch Core-Training), des Weiteren gibt es eine Sauna. So kann, wer möchte, jeder für sich wirklich genau diesen Körperimpuls gezielt mit hineinnehmen auf so einem Seminar.

    Zen-Meister Hinnerk Syobu Polenski
    im Gespräch mit Teilnehmern während eines Zen-Leadership Seminars

  • Zen-Meditation - mein neues time-system !

    Zen-Meditation – mein neues time-system !

    Zen ist nicht nur gut für Geist und Körper, sondern auch eine großartige Organisationshilfe im Alltag ‒ doch wie funktioniert das genau? Zen-Meditation gibt Führungskräften Struktur und Orientierung: Sie können sich auf das Wesentliche fokussieren und angemessen handeln.

     

    Zen ist der Weg zum Wesentlichen

    Das ist der entscheidende Punkt. Und als solcher ist Zen eine wirksame Hilfe, unserem Leben eine Struktur zu verleihen, die ganz auf unsere eigenen Bedürfnisse ausgerichtet ist, denn „anders strukturieren“ heißt, dass wir unser Leben so leben, dass es unser Leben ist und nicht das Leben anderer Menschen, Unternehmen, Umständen… Das ist ein ganz wesentlicher Punkt.

     

    In der eigenen Mitte sein ‒ und damit auch anderen helfen!

    Und das hat auch nichts mit Egoismus zu tun, denn es gilt: Erst wer mit sich selber im Reinen ist und seine eigene Mitte findet, kann auch anderen Menschen eine Stütze und Hilfe sein. So tut man mit Hilfe von Zen etwas ganz Wichtiges für sich selbst. Und dann darüber hinaus anderen Menschen dienen – das ist das Ideal! Damit starte ich morgens, indem ich mir eine Idee besorge von Kraft, von absoluter Kraft, von Herz, von absolutem Herz, von Geist und absoluten Geist.

     

    Führungskraft, Herz, Empathie, Intuition und Kraft – das Wesentliche spüren

    Diese Worte stehen nicht für sich alleine, sondern sie bedeuten noch viel mehr: Nennen wir die Kraft „Führungskraft“. Nennen wir das Herz „beherzt“ oder „Empathie“, und nennen wir den Geist „Inspiration“, „Intuition“ oder auch „Willenskraft“. All diese Begriffe stehen letztendlich für die eine, wichtige Sache: Dass wir das Wesentliche tun und angemessen handeln – und Zen ist das Werkzeug dafür, dafür konstruiert, dieses Wesentliche in uns zu spüren.

     

    Zen-Meister Hinnerk Syobu Polenski
    im Gespräch mit Zen-Leadership Seminarteilnehmern

  • Zen-Meditation at home - how to do ?

    Zen-Meditation at home – how to do ?

    Zen-Meditation zu Hause – Harmonie mit der Umgebung, Harmonie in uns selbst

    Tatsächlich ist nicht nur die richtige Meditationstechnik wichtig, sondern der Erfolg der Zen-Meditation hängt auch ganz wesentlich von einigen anderen Faktoren ab – ganz wichtig sind dabei die Position im Raum und der Raum selbst: Ziel ist immer die Harmonisierung des Menschen mit der Umgebung, nur dann ist der optimale Erfolg der Meditation gewährleistet. Der Hintergrund ist, sich selbst zur Zen-Meditation einzuladen, und ein guter Ort hilft dabei sehr. Ein fester, einladender Platz ist ein erster Schritt. Der Ort sollte dabei hell sein und vor allem, wie man im Feng Shui sagt, „keinen Wind haben“ – und das ist nicht nur wörtlich zu nehmen, denn auch ohne einen Luftzug zu haben, bringen manche Orte Unruhe hinein. Ein Platz zwischen zwei Glastüren ist da eher ungeeignet.

     

    Die richtige Ausrichtigung finden

    Stattdessen eignen sich alle Ausrichtungen, die es einem ermöglichen, zur Ruhe zu kommen und die eigene Mitte zu finden, immer und immer wieder, am besten jeden Tag: Optimal ist mit dem Rücken zur Wand, vielleicht mit Blick nach draußen. Wichtig ist dabei, dass man einen für sich schönen Ort im Haus findet, an dem man sich wohlfühlt und an dem man zur Ruhe kommen kann. Denn warum sollte immer noch dem Fernseher diese Rolle zustehen?

     

    Jeder Tag ist ein guter Tag – der Weg in unsere eigene Mitte

    Und so, wenn wir einen festen Platz haben, der uns einlädt, merken wir, dass das was wir dort tun – das Wichtigste für uns selber ist! Der Moment des Tages, wo wir nur für uns selbst da sind. Wir bringen uns in unsere eigene Mitte und alles, was davon abhängt, ob wir ein neues Haus kaufen oder renovieren, ob wir große oder kleine Dinge in unserem Leben ändern oder schützen, Erfolg, Gesundheit, der Weg mit geliebten oder ungeliebten Menschen, hängt vielleicht davon mit ab.

     

    Zen-Meister Hinnerk Syobu Polenski
    im Gespräch mit Zen-Leadership Seminarteilnehmern, 2015

  • Zen-Meditation outside

    Zen-Meditation outside

    Mein Meditationsplatz zu Hause ist eigentlich schon ideal, einladend, optimal ausgerichtet und schön ruhig – dennoch fühle ich darüber hinaus, bei schönem Wetter, manchmal das Bedürfnis, meine Meditation nach draußen zu verlegen. So schön es auch ist in der Natur, aber ist eine Meditation im Freien auch genauso sinnvoll?

     

    Am Anfang lieber auf drinnen beschränken

    Das hängt ganz stark davon ab, wie fortgeschritten ich in meiner Übung und in meiner Meditation bin, und ist daher für jeden Einzelnen davon abhängig, wie ich für mich am besten in die eigene, persönliche Übung komme und mich entspannen kann. In der Regel ist es aber so, dass sich die Frage, ob der „Raum“, der ja nicht notwendigerweise an Begrenzungen in Form von Mauern oder Wänden gebunden ist, draußen oder drinnen sein soll, für den Anfang noch gar nicht stellt: Draußen ist etwas fortgeschrittener, denn im ersten Moment ist es zwar draußen sehr schön, aber Energie in Form von Wind lenkt extrem ab, und damit muss man umzugehen wissen. Wenn ich draußen sitze und es ist Sonne, ist es zwar zunächst sehr angenehm, aber plötzlich ist Wind – das ist einerseits sehr kraftvoll, bringt aber gleichzeitig eine große Unruhe in die Meditation.

     

    Mit gutem Hara nach draußen weitergehen

    Erst später dann, wenn ich ein gutes Hara habe, ist es möglich und sogar ideal, draußen zu sitzen. Draußen ist gefühlt die doppelte Energie, aber gerade am Anfang muss ich gucken, ob ich draußen wirklich meine Mitte finden und mein Hara stärken kann. Man denkt, das ist so ein Klischee, man setzt sich raus und es ist alles hübsch – aber du kommst nicht in die Ruhe. Deshalb gilt, am Anfang lieber innen einen einladenden Platz zu suchen, und diesen ganz individuell auf mich abzustimmen. So finde ich ganz automatisch mehr und mehr die Kraft, das Hara zu entwickeln, irgendwann später weiterzugehen – und dann kann auch ein Platz draußen sinnvoll sein.

     

    Achtsamkeit und Hier sein

    Etwas anderes ist es, wenn ich bewusst in der Natur sein will, bewusst mich und die Welt wahrnehmen möchte. Achtsamkeit in der Natur heißt einfach still, weit und offen sein. Ich gehe kurz in eine Übung, die das Denken zur Ruhe bringt, und nutze dann die Meditationshaltung, um in Stille und Verbundenheit vollkommen hier zu sein. Ich setze mich an den See, keiner ist mehr da. Ein Blatt fällt auf das Wasser.

     

    Zen-Meister Hinnerk Syobu Polenski
    im Dialog mit Teilnehmern des Zen Leadership Seminars

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